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Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

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Da drehte sich Ta<strong>de</strong>usz Piotrowski zu Halina um, im schmalen Bett in <strong>de</strong>r<br />

Gesin<strong>de</strong>hauskammer; sie lag schlaflos wie er, lange schon. Nu Halina, sagt er, wird ein<br />

heißer Tag heute.<br />

Ja, sagte sie und spürte die Frostkälte durch die Decke. Ob’s gut war, Ta<strong>de</strong>usz, die<br />

Hochzeit heut zu machen, an seinem Geburtstag?<br />

Was gut, was schlecht, sagte er. Gut wär’s gewesen, wir wären vergangenen November<br />

nach Polen, als <strong>de</strong>r Kosciuszko <strong>de</strong>n Aufruf erlassen hatte. Aber wir haben erst in diesem<br />

Frühjahr da<strong>von</strong> gehört.<br />

Ta<strong>de</strong>usz hatte damit ein Gespräch begonnen, das sie nicht zum ersten Mal führten. Und<br />

nicht zum ersten Mal sagte er sich nun in Gedanken die heißen Worte <strong>de</strong>s alten Kosciuszko<br />

her, sie sind sein Morgen- und Abendgebet, seit er sie kennt: „Ich sehe diese väterliche<br />

Er<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r, die mein Arm verteidigt hat, diese Gefil<strong>de</strong>, die ich mit meinem Blut getränkt<br />

habe, und ich küsse sie mit Tränen. Heilige Reste meines Vaterlan<strong>de</strong>s, ich grüße euch mit<br />

Entzücken, ich umarme euch mit einem heiligen Wahnsinn. Die Zeiten Polens sind<br />

wie<strong>de</strong>rgekommen, das Glück hat Napoleon und seine Unüberwindlichen nicht an die Ufer<br />

<strong>de</strong>r Weichsel geführt, um keine Spuren daselbst zurückzulassen ...“<br />

Halina, sagte er, Halina, ob <strong>de</strong>r Adam noch lebt? Ob er jetzt auch dabei ist, in Polen?<br />

Ja, sagte Halina.<br />

Der Dombrowski, Halina, <strong>de</strong>r Dombrowski, nicht?<br />

Ja, sagte Halina. Denn sie kannte jetzt je<strong>de</strong>n seiner Gedanken. Dombrowski, ein Pole,<br />

General bei Napoleon. Und in seinem Aufruf an die Polen hatte es geheißen: „Polen, <strong>von</strong><br />

euch hängt es ab, selbstständige Wesen zu sein, ein Vaterland zu erlangen. Euer Rächer,<br />

euer Schöpfer ist erschienen.“<br />

Rächer - ja, <strong>de</strong>nkt Ta<strong>de</strong>usz. Und Schöpfer? Warum hat er das Herzogtum Warschau aber<br />

<strong>de</strong>m sächsischen König gegeben, <strong>de</strong>m frischgebackenen?<br />

Und wenn er Polen <strong>de</strong>m Sachsen lässt, Halina?<br />

Da schwieg sie, wie immer an dieser Stelle.<br />

Plötzlich sagte er: Heute Abend, Halina, wer<strong>de</strong>n wir wissen, ob er es ernst meint mit Polen<br />

o<strong>de</strong>r nicht.<br />

Erstaunt sah sie ihn an und begriff nichts.<br />

Aber er stand auf, streifte das Hemd über, wie<strong>de</strong>rholte: Heute Abend, da können wir es<br />

wissen.<br />

Sie fragte nicht, wieso man es heute Abend wissen könne. Sie fragte: Wer<strong>de</strong>n sie die<br />

Bittschrift überreichen?<br />

Er nickte, während er die Jacke anzog, sagte: August hat sie geschrieben, mit <strong>de</strong>m Michel<br />

zusammen. Um neun wer<strong>de</strong>n sie kommen, Halina.

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