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Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

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welche nötig, und <strong>de</strong>r Heirat mit Ernestine <strong>von</strong> Marquart, du weißt, stehen noch immer<br />

einige Hin<strong>de</strong>rnisse im Wege, nicht mehr lange, gewiss ..., was wollte ich sagen? Ach so -<br />

also wenn ich -, dann fin<strong>de</strong> ich bei Hofe genug stan<strong>de</strong>sgemäße Gelegenheiten sozusagen<br />

(stan<strong>de</strong>sgemäße Huren, du geschwätziger Dummkopf, dachte Henriette wütend), aber du<br />

irrst, beste Henriette. Der Vater hat die Güter aufgeteilt, aber er bleibt <strong>de</strong>r Herr aller<br />

Besitzungen bis zu seinem To<strong>de</strong>, er wird sich kein Recht streitig machen lassen, zumal ich<br />

es für mich nicht beanspruchen kann.<br />

Auch nicht zum Schein, Friedrich?<br />

Wo <strong>de</strong>nkst du hin, Henriette!<br />

Aber versuchen musst du, ihn da<strong>von</strong> abzubringen, Friedrich, du hast selbst gesagt, dass es<br />

eine ... peinliche Sache ist, wegen <strong>de</strong>s Kleids, mein ich, ich hab das doch gestern nicht<br />

bedacht, Friedrich, so weit wie du <strong>de</strong>nke ich eben nicht ...<br />

Dafür bist du eine Frau, sagte er geschmeichelt und versöhnt. Ja, Friedrich, sagte sie und<br />

sah auf die Er<strong>de</strong>, was einem <strong>de</strong>mütigen Schuldbekenntnis gleichkam; aber ich hoffte eben,<br />

du wirst nun schon einen Ausweg fin<strong>de</strong>n, er hört doch auf dich, auf wen <strong>de</strong>nn sonst,<br />

Friedrich!<br />

Und ihre Stimme war sanft und bittend, und Friedrich lächelte eitel und sagte: Ist schon gut,<br />

Henriettchen, ich wer<strong>de</strong> darüber nach<strong>de</strong>nken, aber nun geh, ich habe Wichtigeres zu tun.<br />

Sie schämte sich. Aber sie dachte: Ging es an<strong>de</strong>rs? Nein. Also was soll’s? Auf das<br />

Ergebnis kommt es doch letzten En<strong>de</strong>s an, nicht wahr?<br />

Doch als sie dann in ihrem Zimmer stand, ließ sie sich plötzlich aufs Bett fallen. Und weinte<br />

lange.<br />

Stand dann auf, warf <strong>de</strong>n Kopf zurück (das war die gleiche Bewegung, mit <strong>de</strong>r sie früher<br />

ihre Zöpfe nach hinten geworfen hatte) und holte ihre Briefmappe. Zwei verschnürte<br />

Päckchen. Sie faltete die Briefe auseinan<strong>de</strong>r, ordnete sie, las hier ein paar Stellen und dort.<br />

1789 ist wie<strong>de</strong>r, 1790 dann, und ihre Haare sind nun aufgesteckt, <strong>de</strong>nn die Konfirmation ist<br />

vorbei, und im Schloss ist es leer gewor<strong>de</strong>n, Friedrich ist fast nur noch in Berlin und<br />

Potsdam, seine Karriere geht steil aufwärts, Henriette vermisst ihn nicht, aber Joachim ist in<br />

Jena, ihn vermisst sie, und sie schreibt ihm oft, er antwortet weniger oft, aber ausführlich.<br />

„Lieber Joachim, schreib nicht noch einmal, ich brauchte Deine Briefe ja nicht, ich hätte <strong>de</strong>n<br />

Michel hier. Sei nicht dumm, Joachim, sei nicht eifersüchtig auf <strong>de</strong>n Michel. Er ist doch Dein<br />

Freund, und Dich hab ich auch lieb. Nur an<strong>de</strong>rs. Erklären kann ich’s nicht, brauch’s auch<br />

wohl nicht. - Ich habe Angst, viel Angst, Joachim. Der Janke schleicht um mich herum, beim<br />

Unterricht verschlingt er mich mit <strong>de</strong>n Augen, beim Klavierunterricht greift er nach meinen<br />

Schultern und Hän<strong>de</strong>n, und mir graut vor ihm. Und ich hab’s auch satt, immer schön zu tun<br />

und gesittet zu sein und vornehm; wenn Gäste da sind, soll man hübsch französisch<br />

parlieren und Klavier spielen, und sie schwatzen dabei. Und ich will nicht immerfort tun, was<br />

sich schickt, wie’s die Tante sagt, was kümmert mich <strong>de</strong>nn, was sich schickt? Es ist doch<br />

alles Lüge und Heuchelei, ich will mich nie und nimmer zügeln lassen, will auf das vertrauen,

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