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Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

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ihn, weil er meint, das liefe letzten En<strong>de</strong>s darauf hinaus, dass <strong>de</strong>r Mensch nur die Freiheit<br />

<strong>de</strong>s Gedankens for<strong>de</strong>rn will und darf - wie <strong>de</strong>r Marquis Posa in Schillers letztem Drama, in<br />

,Don Carlos‘ -, aber nicht das Recht für sich in Anspruch nimmt, <strong>de</strong>n Gesellschaftsvertrag<br />

zu kündigen, notfalls mit Gewalt, sich eine neue Verfassung zu geben, wie die Franken zu<br />

tun im Begriff sind. (Wenn ich in <strong>de</strong>n Sommerferien nach Hause komme, wer<strong>de</strong> ich Euch<br />

Genaues über Kant erzählen. Den ,Don Carlos“ habt Ihr gelesen? Aber woher ... Ich bring<br />

ihn mit, wir lesen ihn zusammen, ja?) Nun, wir kamen zu keinem Ergebnis bei unserem Streit<br />

als <strong>de</strong>m: Wir freun<strong>de</strong>ten uns an. Und <strong>de</strong>nke Dir mein Erstaunen, Henriette - dieser Mensch<br />

stellte sich vor und sagte: Suhrbier, Andreas Suhrbier aus Hamburg. Darauf ich: Ihre<br />

Schwester heißt doch nicht etwa Susanna? Und er - mit einer Spur Misstrauen: Doch, so<br />

heißt sie, aber woher ... Da nannte ich meinen Namen, und er war im Bil<strong>de</strong>, gestand mir,<br />

dass <strong>de</strong>r ganze Han<strong>de</strong>l ihm nicht recht gefallen wolle, man wisse schließlich, was man <strong>von</strong><br />

Offizieren, diesen ,Herren <strong>von</strong> und zu', zu halten habe, die hätten schon manch bürgerliches<br />

Mädchen um die Ehre gebracht und dann sitzen gelassen, doch wenn mein Bru<strong>de</strong>r so sei<br />

wie ich, könne er wie<strong>de</strong>r ein wenig ruhiger schlafen. Ich habe ihm Herrmanns<br />

Ehrenhaftigkeit bestätigt, wenngleich ich mir nicht ganz sicher bin: Wird er <strong>de</strong>r Drohung<br />

,Enterbung‘ auch wirklich standhalten? Lasse ihn wissen, Henriette, dass ich auf je<strong>de</strong>n Fall<br />

zu ihm stehe und notfalls mein Erbteil mit ihm teilen wer<strong>de</strong>!<br />

Lass dir zum Schluss aufschreiben, liebe Henriette, was ich an schönen Sätzen in mein<br />

Kollegheft eintrug, Sätze <strong>von</strong> Kant, <strong>de</strong>nn bis zum Sommer ist’s noch lange hin, und dies sollt<br />

Ihr gleich lesen:<br />

,Aufklärung ist <strong>de</strong>r Ausgang <strong>de</strong>s Menschen aus seiner selbst verschul<strong>de</strong>ten Unmündigkeit.<br />

Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstan<strong>de</strong>s ohne Leitung eines an<strong>de</strong>ren zu<br />

bedienen. Selbst verschul<strong>de</strong>t ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache <strong>de</strong>rselben nicht am<br />

Mangel <strong>de</strong>s Verstan<strong>de</strong>s, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Entschließung und <strong>de</strong>s Mutes liegt, sich seiner ohne<br />

Leitung eines an<strong>de</strong>ren zu bedienen. Sapere au<strong>de</strong>! Habe Mut, dich <strong>de</strong>ines eigenen<br />

Verstan<strong>de</strong>s zu bedienen!“<br />

Soweit also Kant, Emanuel, Professor zu Königsberg, und wenn ich dieses Jena satthabe -<br />

dorthin muss ich ...“

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