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Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

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Schließlich ist <strong>de</strong>r Inspektor gegangen.<br />

Sie erheben sich und steigen die Treppe hinunter. Der Baron empfängt nur im Keller, im<br />

Jagdzimmer, inmitten seiner Trophäen, flankiert <strong>von</strong> <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n englischen Settern.<br />

Dorothea macht sich in <strong>de</strong>r Diele zu schaffen, lauscht hinunter. Was wollen die bei<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />

Pfarrer und <strong>de</strong>r Küster?<br />

Stun<strong>de</strong>n später, längst sind Schulz und Marten gegangen, reitet <strong>de</strong>r Baron zur Jagd. Allein.<br />

Dorothea schickt nach Ta<strong>de</strong>usz Piotrowski, trägt ihm Nebensächliches auf, fragt, wie <strong>von</strong><br />

ungefähr: Du warst doch im Keller, Ta<strong>de</strong>usz?<br />

Ja, gnä’ Frau.<br />

Was wollten die bei<strong>de</strong>n Alten vom Baron?<br />

Ich nicht lauschen, gnä’ Frau.<br />

Weiß ich doch, Ta<strong>de</strong>usz. Nun?<br />

Und als er immer noch misstrauisch schweigt, sucht sie nach ein paar Groschen, die<br />

besiegen ihn.<br />

Wollten bitten Hochzeit machen, gnä’ Frau.<br />

Ja, das hat sie befürchtet. Es erübrigt sich zu fragen, wer da mit wem Hochzeit machen<br />

will.<br />

Und, und, Ta<strong>de</strong>usz? Sie hat Mühe, ihre Erregung nicht zu zeigen.<br />

Hat Baron gesagt ja, gnä' Frau, wenn junge Leute bleiben auf Schloss Informator und<br />

Kin<strong>de</strong>rfrau und wohnen in Zimmer in Gesin<strong>de</strong>haus. Wollten bei<strong>de</strong> Alte, dass sie sollten<br />

wohnen in Pfarrhaus o<strong>de</strong>r Schule, hat Baron gesagt nein, gnä’ Frau. Soll Hochzeit sein zu<br />

Johannis, gnä’ Frau.<br />

Ja, Ta<strong>de</strong>usz, ja. Ist gut, du kannst gehen.<br />

<strong>Das</strong> kann er doch nicht machen, <strong>de</strong>nkt Dorothea.<br />

Und warum nicht? Warum sollte er nicht können? Weil we<strong>de</strong>r Schulz noch Marten ihm<br />

erbuntertan sind, darum sollte er nicht können? Ach, er wird, Dorothea, und niemand wird<br />

ihn hin<strong>de</strong>rn. Auch wenn dies sogenannte Recht auf die erste Nacht mit einer Neuvermählten<br />

hier wohl gar nicht zutrifft, dieses zweifelhafte Recht, das <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Tagelöhnern, Mäg<strong>de</strong>n<br />

und Knechten so <strong>de</strong>mütig hingenommen wird, auf das <strong>de</strong>r Baron noch nie verzichtet hat,<br />

auch nicht nach <strong>de</strong>r Heirat mit Dorothea <strong>von</strong> Bülow. Weiß er, wie sehr er sie damit stets<br />

kränkt? Aber wie sollte er das wissen - es war doch sein Recht, seit Menschenge<strong>de</strong>nken,<br />

wie ihm schien. Wie könnte er auf <strong>de</strong>n Gedanken kommen, alle diese jungen Frauen damit<br />

tödlich zu <strong>de</strong>mütigen? Und ihre Ehemänner. Und seine Frau. Die Erstgeborenen vieler<br />

Tagelöhner tragen nun seine Nase durch die Welt, die unverkennbare <strong>Bernsdorf</strong>nase. Auch<br />

dieser Gedanke ist ihm noch nie gekommen: <strong>Das</strong>s hier seine Kin<strong>de</strong>r umherlaufen. Und hier<br />

müsste man ihm wohl ausnahmsweise recht geben: Seine Kin<strong>de</strong>r sind das nicht.<br />

Johannistag. Sommeranfang. Warum gera<strong>de</strong> Johannistag, Dorothea? <strong>Das</strong> konntest du nicht

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