Ja, da wolltest du. Aber schon da hast du zu wenig dafür getan. Viel zu wenig, Henriette ... <strong>Das</strong>s <strong>de</strong>r Gong nun zum Mittagessen rief, war ihr lieb. Da konnte sie alle diese Gedanken zusammenpacken wie vorher die Briefe und konnte sie wegschließen.
3 Sie warfen sich auf ihre Betten, so wie sie waren, in Uniform und Stiefeln. <strong>Das</strong> Zimmer war schmal, durch das Fenster fiel die Mittagssonne. Außer <strong>de</strong>n Betten gab es nur noch einen Schrank und eine Kommo<strong>de</strong>, einen Tisch mit Stuhl. Sie kochen nicht schlecht, <strong>de</strong>ine Preußen, sagte Jean-Pierre und <strong>de</strong>hnte sich wohlig. Und <strong>de</strong>in Geschmack - alle Achtung, mein Lieber, diese Henriette ... Hör auf, sagte Michel Marten ärgerlich, was weißt du <strong>von</strong> ihr. Außer<strong>de</strong>m - damals hättest du sie sehen müssen, Bru<strong>de</strong>rherz ... Hätte ich sie damals gesehen, begriffe ich wahrscheinlich noch weniger als jetzt, wie du dir das entgehen lassen konntest, Michel Marten, sagte er, gähnte aber dabei, hatte die Augen schon geschlossen, und Michel Marten war froh, dass er nichts antworten musste. Ich hab sie mir nicht entgehen lassen, Bru<strong>de</strong>rherz, dachte er. Etwas wie Triumph erfüllte ihn bei diesem Gedanken. Aber <strong>de</strong>r Triumph hatte einen bitteren Nachgeschmack. Denn gleich dachte er: Und bin nie mehr <strong>von</strong> ihr losgekommen. Hab sie gesucht in allen Menschen, die mir über <strong>de</strong>n Weg gelaufen sind, in Männern und Frauen, und in je<strong>de</strong>m doch immer nur ein Teilchen <strong>von</strong> ihr gefun<strong>de</strong>n. Bis ich’s einsah: Es gibt sie nur einmal. Je<strong>de</strong>n <strong>von</strong> uns gibt es nur einmal. Unwie<strong>de</strong>rholbar. Aber sind da nicht auch die Austauschbaren, die sich allzu sehr angepasst haben, bis ihre Unwie<strong>de</strong>rholbarkeit verblasste wie die Farben in einem zu oft gewaschenen Kleid? Und man muss sich sehr große Mühe geben, wenn man irgendwo in ihnen noch das ent<strong>de</strong>cken will, was sie eigentlich sind - ent<strong>de</strong>cken, <strong>de</strong>nn zuge<strong>de</strong>ckt, verschüttet wur<strong>de</strong> es. Aber es ist da, irgendwo ist es auch in diesen Menschen ... So grübelte er vor sich hin, während Jean-Pierre schon gleichmäßig atmete und ein leises Schnarchen hören ließ. Wie man nur jetzt schlafen kann, dachte Michel. Er schloss die Augen, da sah er Henriettes Gesicht vor sich, hörte ihre Stimme, mit <strong>de</strong>r sie seinen Namen französisch aussprach, und plötzlich hörte er sie sagen: Nimm mich doch mit, Michel. Mein Gott, dachte er, wie lange ist das her? Er sah sich mit ihr am See sitzen, hörte sich antworten: Aber Henriette, das ist doch ganz und gar unmöglich und ist doch <strong>de</strong>in Ernst nicht, wie <strong>de</strong>nkst du dir das nur? Ich will zu Schiff die O<strong>de</strong>r hinunter, dann weiter nach Hamburg, wie willst du das machen? Komm, sieh mich nicht so an, Henriette, ich geh doch nicht aus <strong>de</strong>r Welt, ich geh endlich in die Welt, und wenn ich dort etwas gewor<strong>de</strong>n bin, dann komm ich und hol dich nach, du musst nur daran glauben, Henriette ! Hast du eigentlich selbst daran geglaubt, Michel Marten? So ganz tief innen, hast du da nicht gewusst, dass dies alles fromme Lügen waren? Du gabst dir große Mühe, ihr <strong>de</strong>ine Freu<strong>de</strong> nicht zu zeigen, Freu<strong>de</strong> darüber, dass du endlich fortkamst aus <strong>Bernsdorf</strong>, hinaus in die Welt - wo war <strong>de</strong>nn die Welt? Überall, nur nicht in <strong>Bernsdorf</strong>, dachtest du ... Alles war schon mit Ta<strong>de</strong>usz abgesprochen, er wollte dich mit nach Frankfurt nehmen, wohin er in aller Frühe, halb in <strong>de</strong>r Nacht noch, zu fahren hatte. Außer Henriette und <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Piotrowskis wusste niemand <strong>von</strong> <strong>de</strong>iner Abreise.
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Impressum Elke Nagel (Willkomm) Das
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1. Kapitel 1 Die Glocke. Hörst du,
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Etüden, Präludien und Toccaten, d
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2 Hinter den letzten, scheppernden
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Sie warf ihm einen spöttischen Bli
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3 „Und hat ein Blümlein bracht .
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4 Jetzt war sie weit entfernt von s
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Inzwischen haben Sie sich in Ihre U
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5 Sie spielt mit den Vettern hasche
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Soll er doch beweisen, was er behau
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sie eben für ihr seelisches Gleich
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6 Henriette zuckte zusammen, als Jo
- Seite 26 und 27: er aus dem Schatten des anderen her
- Seite 28 und 29: Da erstarrten alle in Erwartung ein
- Seite 30 und 31: 7 Ein kühler, früher Morgen. Herb
- Seite 32 und 33: Schließlich ist der Inspektor gega
- Seite 34 und 35: Der Baron? Ja gewiss, der. Aber was
- Seite 36 und 37: 2. Kapitel 1 Mit hängenden Schulte
- Seite 38 und 39: das Kienast zusammenzucken ließ -
- Seite 40 und 41: Aber neugierig war ich. Ich wollte
- Seite 42 und 43: den Traum: „Der Orden der Rosenkr
- Seite 44 und 45: davor Angst, Henriette? Nein, du, i
- Seite 46 und 47: 3 Wie lange schwieg die Orgel schon
- Seite 48 und 49: Aber Janke wollte Macht und Reichtu
- Seite 50 und 51: Das Gespräch wird mehr und mehr zu
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- Seite 54 und 55: 4 Eine Woche nach der Beerdigung Ja
- Seite 56 und 57: kämen dabei auch ein. Zu allem nic
- Seite 58 und 59: Schulen“, es wird Sie interessier
- Seite 60 und 61: mehr geschrieben? Michel begreift,
- Seite 62 und 63: Da sagte die Frau neben ihm: Ja, se
- Seite 64 und 65: Uniform, die euch nicht gefällt? E
- Seite 66 und 67: 3. Kapitel 1 Henriette, während si
- Seite 68 und 69: welche nötig, und der Heirat mit E
- Seite 70 und 71: Vom Revolutionsfieber sind hier all
- Seite 72 und 73: 2 Es klopfte, Henriette zuckte zusa
- Seite 74 und 75: sagte: Ich will mit, Michel? Da has
- Seite 78 und 79: Dem Janke tust du einen Gefallen, h
- Seite 80 und 81: nämlich manchmal, die beiden Alten
- Seite 82 und 83: denken können. Mir entging aber ni
- Seite 84 und 85: 4 Henriette war erleichtert, als si
- Seite 86 und 87: Sie ist unzerbrechbar, hast du mir
- Seite 88 und 89: hast du denn mit deinem Kleid gemac
- Seite 90 und 91: hat er doch aller Welt gezeigt, wie
- Seite 92 und 93: 5 Es schneite noch immer. Terrasse
- Seite 94 und 95: einkaufen bei Euch. Hä, machte der
- Seite 96 und 97: Fällt draußen noch der Novemberre
- Seite 98 und 99: Wiedersehen. Und er lauscht lange a
- Seite 100 und 101: Da drehte sich Tadeusz Piotrowski z
- Seite 102 und 103: Andreas! Da wacht er auf, sieht den
- Seite 104 und 105: Mit jedem Schritt nähern sie sich
- Seite 106 und 107: Anhängern, verschwinde aus meinem
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- Seite 112 und 113: Bach. Die verhaltene Trauer des Sat
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- Seite 116 und 117: Und Marianne war nicht mehr bei ihm
- Seite 118 und 119: Präsent zum Geburtstag, keine Gans
- Seite 120 und 121: 5 Sacré matin, sacré chien, sacr
- Seite 122 und 123: eingeredet, ich kann ihn doch nun n
- Seite 124 und 125: 6 Da stehen sie an der Seine, Heinr
- Seite 126 und 127:
Wenn du willst, sagt Heinrich. Ich
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Seit ca. 1984 Nachdichtungen aus de
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und „Der fingerkleine Kobold“