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Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

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Soll er doch beweisen, was er behauptet, sagt Herrmann spöttisch. O ja, er soll uns<br />

vorspielen, ruft Henriette und hüpft <strong>von</strong> einem Bein aufs an<strong>de</strong>re, jetzt gleich soll er spielen!<br />

Alle sehen sie Janke an.<br />

Janke zweifelt nicht daran, dass Michel Marten beweisen könnte, was er behauptet hat.<br />

Janke weiß, dass gestern nicht <strong>de</strong>r alte Marten, son<strong>de</strong>rn sein Enkel die Orgel gespielt hat.<br />

Er könnte das einfach sagen. Hätte es längst sagen können.<br />

Die Kin<strong>de</strong>r begreifen sein Zögern nicht. Ungeduldig wie<strong>de</strong>rholt Henriette: Jetzt gleich soll er<br />

spielen, ja? Jetzt gleich, so kommt doch!<br />

Da nickt Janke, wi<strong>de</strong>rstrebend nickt er, und doch ist Erleichterung in seinen run<strong>de</strong>n Augen<br />

und sogar Freu<strong>de</strong>. O<strong>de</strong>r ist es Furcht?<br />

Die Kin<strong>de</strong>r geraten in Bewegung, wollen <strong>de</strong>n schmutzigen, nassen Eindringling zum Schloss<br />

ziehen.<br />

<strong>Das</strong> geht nun freilich nicht. Janke schickt ihn nach Hause, durch das Schilf zurück. Nachher,<br />

sagt er, kommst du, gewaschen und umgezogen, durch <strong>de</strong>n Haupteingang ins Schloss,<br />

verstan<strong>de</strong>n?<br />

Und wenn man mich fortjagt?<br />

Halina wird dich am Hoftor erwarten.<br />

Janke dreht sich plötzlich um, nimmt Henriette an die Hand, geht eilig mit ihr in <strong>de</strong>n Park,<br />

zum Schloss. Die <strong>Bernsdorf</strong>junker folgen. Jankes Abgang gleicht einer Flucht. Ganz in<br />

Gedanken versunken, steigt er die Freitreppe hinauf, Henriette hüpft auf einem Bein <strong>von</strong><br />

Stufe zu Stufe, Janke vergisst, sie <strong>de</strong>swegen zu ta<strong>de</strong>ln.<br />

Henriette ist erregt. Sie hat „<strong>Das</strong> Röslein, das ich meine“ nicht vergessen. Gleich wird er<br />

kommen, <strong>de</strong>nkt sie. Wie lange braucht er, um sich zu waschen und umzuziehen?<br />

Die Zeit läuft im Schneckengang. Was tut er so lange, <strong>de</strong>nkt Henriette. Sie hat es sich<br />

später, viel später, ganz genau <strong>von</strong> ihm erzählen lassen.<br />

Michel Marten trottet zum Schulhaus. Verdächtige Ruhe herrscht dort. Sollte <strong>de</strong>r<br />

Nachmittagsunterricht schon zu En<strong>de</strong> sein?<br />

Nirgends eine Spur <strong>von</strong> Großvater Marten. Michel versucht, die schwere Truhe zu öffnen,<br />

dort liegt seine gute Hose und das weiße Hemd. Es gelingt ihm nicht.<br />

Und wenn er einfach nicht wie<strong>de</strong>r ins Schloss geht?<br />

Ausgeschlossen. Ganz unmöglich.<br />

Also <strong>de</strong>n Großvater suchen. Im Stall, bei Ziege, Schaf und Schwein. Im Garten. Auf <strong>de</strong>m<br />

Kartoffelacker. Im Bienenhaus. Letzte Möglichkeit: bei Großvater Schulz. Denn Michel hat<br />

zwar we<strong>de</strong>r Vater noch Mutter, noch Großmutter, dafür aber zwei Großväter.<br />

Zusammenhänge sind ihm unklar. Großvater Schulz - das ist <strong>de</strong>r Pfarrer Mathias Schulz,<br />

Großvater Martens Freund seit vielen, vielen Jahren, viel mehr weiß Michel nicht darüber.<br />

Nur noch, dass sie als Kin<strong>de</strong>r beim Johann Sebastian Bach in die Schule gegangen sind und<br />

im Thomanerchor gesungen haben. Und dass Großvater Schulz immer „ein bisschen mehr

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