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Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

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Wun<strong>de</strong>r, dass du keinen Pfer<strong>de</strong>knecht mehr kennen kannst, nicht wahr?<br />

Und Michel, sehr erstaunt: Du <strong>de</strong>nkst doch nicht, es war Absicht? Nee du, das nicht, aber<br />

...<br />

Sagt <strong>de</strong>r August Lemke: Aber? Was <strong>de</strong>nn aber? Weiß selbst, dass es nicht Absicht war.<br />

Fühlst dich schon noch bisschen als <strong>de</strong>m da sein Enkel (Kopfbewegung zum Grab), bist es<br />

natürlich nicht, aber ... Und Michel, aufs Höchste erstaunt: Bin es nicht? Na, weißt du, das<br />

muss ich doch wohl selbst am besten wissen!<br />

Sagt <strong>de</strong>r August Lemke: Wieso? Du bist ein Träumer, weiß doch je<strong>de</strong>r. Zinken-Michel<br />

haben schon viele zu dir gesagt, genau wie zu mir Zinken-August, zu Kröger-Hans Zinken-<br />

Hannes, zur Bruns-Wilhelmine Zinken-Minna, aber du, du <strong>de</strong>nkst dir nichts dabei, und bist<br />

doch weiß Gott wie gelehrt.<br />

Und Michel, ratlos: Ja, aber August, was soll ich mir <strong>de</strong>nn dabei <strong>de</strong>nken?<br />

Sagt <strong>de</strong>r August Lemke: <strong>Das</strong>s du genauso ein Knotenstockkind bist wie viele in <strong>Bernsdorf</strong>,<br />

Michel Marten. Wenn du weißt, was ein Knotenstockkind ist.<br />

Und Michel sagt nichts mehr. Was ein Knotenstockkind ist, weiß er freilich. Und plötzlich<br />

weiß er sehr viel, <strong>de</strong>nn durch lange Geahntes, Verdrängtes, Zusammenhangloses ist ein<br />

Blitz gefahren, hat es verbun<strong>de</strong>n, erhellt, geklärt ...<br />

Langsam, nach<strong>de</strong>nklich sagt er: Und <strong>de</strong>shalb, <strong>de</strong>nkst du, sollte ich einen Pfer<strong>de</strong>knecht ...<br />

Quatsch, unterbricht August ihn grob. Dachte mir doch, dass du das nicht mal ahnst.<br />

Aber <strong>de</strong>shalb, <strong>de</strong>nkst du doch, hat es mich zum Schloss gezogen?<br />

August schüttelt fassungslos <strong>de</strong>n Kopf. Du bist tatsächlich ein gelehrter Dummkopf, sagt er.<br />

Zieht es mich <strong>de</strong>nn aufs Schloss? O<strong>de</strong>r die Bruns-Minna? O<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Krögerhannes?<br />

Michel, ratlos: Ta, was dann, August? Was wolltest du mir dann eigentlich sagen? Denn<br />

dass ich hier stehe, hast du ja vom Tor aus schon gesehen. Wenn du mir nichts sagen<br />

wolltest, wärest du nicht jetzt gekommen, son<strong>de</strong>rn später.<br />

Sagt <strong>de</strong>r August Lemke: Wie klug nun wie<strong>de</strong>r. Michel Marten. Wollte dir eben nur mal<br />

sagen, wer du bist. Meine:<br />

Wer du eigentlich bist: ein gelehrter Dummkopf. Scha<strong>de</strong>, Michel Marten.<br />

Und geht da<strong>von</strong>.<br />

Und lässt einen recht verwirrten Michel Marten zurück, <strong>de</strong>r dieses Lemke-August-Orakel zu<br />

<strong>de</strong>uten versucht, aber nur auf die Frage kommt: Wer bin ich <strong>de</strong>nn eigentlich? Herrgott, ja,<br />

wer bin ich? Und dann wird ihm bewusst, dass er heute schon einmal gefragt wur<strong>de</strong>: Wer<br />

bist du? Nicht so direkt, aber es lief darauf hinaus, und er hat mit großer Sicherheit<br />

geantwortet: Ich bin, wer ich immer war. Ich bin ich. Und nun dämmert es ihm, während er<br />

mit <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n seine Haare zerwühlt, ohne es zu merken; diese Sicherheit war gar keine<br />

Sicherheit, son<strong>de</strong>rn eine leichtfertige Maske, die er sich vorgebun<strong>de</strong>n hatte vor sein<br />

unbekanntes, unsicheres Ich. Ihm selbst unbekannt. Ihm selbst unsicher.

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