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Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

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Aber arg verdünnt, sagte Michel mü<strong>de</strong> und drehte sich vom Fenster weg - draußen<br />

begannen die Menschen sich zu zerstreuen, in Gruppen aber und nicht schweigend.<br />

Bist ein rechter Volksredner, Andreas, sagte Michel, hast doch <strong>de</strong>n richtigen Beruf, kannst<br />

gewiss je<strong>de</strong>n heraus- o<strong>de</strong>r hereinre<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Prozessen, grad wie du's willst ... Denkst du<br />

<strong>de</strong>nn, ich steckte noch in dieser Uniform, wenn ich eine an<strong>de</strong>re Alternative wüsste als<br />

Bonaparte? Aber nicht schon seit Robespierres En<strong>de</strong>, Andreas. Danach war noch jemand.<br />

Erstaunt sah Andreas ihn an. Vielleicht die Thermidorianer? fragte er verblüfft, Barras etwa,<br />

ja?<br />

Unsinn, sagte Michel Marten.<br />

Babeuf, sagte Michel Marten.<br />

Babeuf. Der Name füllte plötzlich das kleine Zimmer. Andreas setzte sich schweigend auf<br />

das freie Bett, und Jean-Pierre, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Gespräch <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n bisher angestrengtaufmerksam<br />

zugehört hatte, wie<strong>de</strong>rholte leise: Babeuf.<br />

Schließlich zuckte Andreas mit <strong>de</strong>n Schultern und sagte: Babeuf war ein Narr.<br />

Einen Augenblick lang sah es so aus, als wollte Michel sich auf ihn stürzen. Er bezwang sich<br />

aber, suchte erregt nach einer beson<strong>de</strong>rs starken Erwi<strong>de</strong>rung, fand keine, sagte schließlich:<br />

Babeuf war ein Heiliger.<br />

Also ein heiliger Narr o<strong>de</strong>r ein närrischer Heiliger, fasste Jean-Pierre zusammen, lachte<br />

aber nicht, fuhr fort: Er war nicht mehr und nicht weniger närrisch als ihr.<br />

Ich muss jetzt zum Lemke-August, sagte Michel unvermittelt, und außer<strong>de</strong>m, habt ihr <strong>de</strong>n<br />

Toten-Heinrich heute Vormittag schon gesehen?<br />

Sie schüttelten die Köpfe. Wer ist <strong>de</strong>nn das? fragte Andreas erstaunt.<br />

Michel sah ihn unsicher an, sagte aber nichts. Ich kann mir schon <strong>de</strong>nken, was du <strong>von</strong> ihm<br />

willst, Michel, sagte Jean-Pierre, und es könnte die richtige Spur sein, nur ist damit nichts<br />

gewonnen, weil er nicht zurechnungsfähig ist.<br />

Was re<strong>de</strong>st du nur, fragte Michel verwun<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>nkst du etwa an <strong>de</strong>n Leutnant Bertrand und<br />

seinen geheimnisvollen Tod? Meinst du, dieser Irre könnte ...<br />

Mein ich, sagte Jean-Pierre.<br />

Er habe schon ziemlich viele Erkundigungen eingezogen, wann und wo Bertrand zuletzt<br />

gesehen wor<strong>de</strong>n sei, alles liefe darauf hinaus, dass <strong>de</strong>r Irre ihn an <strong>de</strong>n See gelockt und<br />

aufs brüchige Eis gestoßen habe. Bertrand habe sich für diesen Flugapparat interessiert<br />

und häufig in <strong>de</strong>r Kapelle bei <strong>de</strong>m Verrückten gehockt.<br />

Michel schüttelte ungläubig <strong>de</strong>n Kopf. Wenn du dich da nur nicht irrst, Jean-Pierre, sagte er,<br />

man sieht doch, dass dieser Mensch keiner Fliege was zulei<strong>de</strong> tun kann. Aber ich geh nun<br />

ins Dorf.<br />

Misch dich da aber nicht ein, sagte Jean-Pierre, unsere Sache ist das nicht.<br />

Doch Michel zuckte mit <strong>de</strong>n Schultern, sagte: Ich hab doch <strong>de</strong>m August diese Bittschrift

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