Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de
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wie einen Gewehrschuss, abgefeuert gegen die französischen Offiziere.<br />
Ja, aber Vater ..., rief Friedrich erschrocken, verstummte jedoch sofort unter <strong>de</strong>m<br />
drohen<strong>de</strong>n Blick und <strong>de</strong>m wüten<strong>de</strong>n „kein Aber“ <strong>de</strong>s Barons, sah angstvoll Hilfe heischend<br />
zu Janke.<br />
Dem schien es heiß gewor<strong>de</strong>n zu sein in <strong>de</strong>m kühlen Zimmer, er wischte mit einem großen,<br />
karierten Taschentuch <strong>de</strong>n Schweiß <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Stirn. Ich weiß nicht, verehrter Onkel, sagte er,<br />
ob die Worte <strong>de</strong>s Herrn Leutnant, entschärft gewissermaßen ... Sie verstehen sicher ...<br />
Absolut nicht, polterte Wilhelm <strong>von</strong> <strong>Bernsdorf</strong>, entschärft o<strong>de</strong>r nicht entschärft, Rebellion<br />
das, Aufruhr, Kruzitürken!<br />
Sie sehen Gespenster, sagte da Joachim, und <strong>de</strong>r alte Herr war sichtbar getroffen <strong>von</strong> <strong>de</strong>m<br />
unerwarteten Wi<strong>de</strong>rspruch seines Jüngsten, die Aufhebung <strong>de</strong>r Erbuntertänigkeit ist eine<br />
Notwendigkeit für Preußen und für ganz Deutschland. Sie wer<strong>de</strong>n sich damit abfin<strong>de</strong>n<br />
müssen, Papa, hat sich doch sogar Ihr Freund <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Marwitz inzwischen damit abfin<strong>de</strong>n<br />
müssen.<br />
Aufhebung? fragte Michel Marten spöttisch, ich höre immer Aufhebung. Dabei wer<strong>de</strong>n sich<br />
doch die <strong>de</strong>utschen Krämerseelen nur zur Ablösung gegen Bezahlung aufraffen, nicht wahr?<br />
Und nun hier nicht einmal das? An all diese Privilegien aus <strong>de</strong>m Mittelalter wollt ihr euch also<br />
weiter klammern, an diese menschenunwürdigen Rechte ...<br />
Er schwieg plötzlich, und es war gut, dass <strong>de</strong>r Baron die Faust auf <strong>de</strong>n Tisch schlug und<br />
schrie: Jawohl, wollen wir, wer<strong>de</strong>n wir!<br />
Denn die an<strong>de</strong>ren blickten nun betreten vor sich hin, selbst Janke und Friedrich gestan<strong>de</strong>n<br />
sich ein, wen sie hier vor sich hatten, und die Formulierung „menschenunwürdige Rechte“<br />
ließ sie alle mit mehr o<strong>de</strong>r weniger starkem Bangen an die kommen<strong>de</strong>n Tage <strong>de</strong>nken. Und<br />
daneben an an<strong>de</strong>res, Zurückliegen<strong>de</strong>s.<br />
Dorothea verbarg ihr Erschrecken hinter einem hastigen Re<strong>de</strong>schwall, mit <strong>de</strong>m sie sich<br />
plötzlich in das Gespräch <strong>de</strong>r Männer einmischte. Einiges müsse schon geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n,<br />
alles sei nicht so ablehnungswürdig, was die Oktobergesetze gebracht hätten, <strong>de</strong>r<br />
Herrmann, wenn er nur erst da wäre, wer<strong>de</strong> das schon richtig erläutern, er sei doch<br />
bekannt, wenn nicht gar befreun<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>m Freiherrn vom Stein ...<br />
<strong>Das</strong> verwechseln Sie, Mama, warf Friedrich dazwischen, Herrmann arbeitet beim Oberst<br />
<strong>von</strong> Scharnhorst, in <strong>de</strong>r Militärreorganisationskommission, trotz<strong>de</strong>m - ja, es wäre gut, wenn<br />
er bald käme, er hat <strong>de</strong>n großen Überblick, dort ...<br />
Militär - re - wie bitte? fragte, ausnahmsweise höflich, <strong>de</strong>r Baron und blickte seine Söhne<br />
verdutzt an.<br />
Militärreorganisationskommission, wie<strong>de</strong>rholte an <strong>de</strong>ren Stelle Janke.<br />
Und was soll das Ding?<br />
Vielleicht soll sie feststellen, warum die preußischen Heere sich bei Jena und Auerstedt<br />
vergangenen Oktober so ruhmvoll geschlagen haben? fragte Michel Marten spöttisch.