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Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

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noch immer stand und <strong>de</strong>n französischen Michel Marten <strong>von</strong> allen Seiten betrachtete, sich<br />

dann besann und Jean-Pierre die Hand gab: Suhrbier, sagte er, Andreas Suhrbier aus<br />

Mainz.<br />

Ich weiß, ich weiß natürlich, sagte Jean-Pierre, mein Camara<strong>de</strong>, mein Bru<strong>de</strong>rherz Michel,<br />

hat mir schon viel <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Citoyen Suhrbier erzählt, ich kenne dich recht gut, Camara<strong>de</strong>.<br />

Ja, es gibt doch seltsame Fügungen im Leben, glaubte Dorothea sagen zu müssen, sie sah<br />

dabei ängstlich zum Baron, konstatierte, ängstlicher wer<strong>de</strong>nd, seinen wüten<strong>de</strong>n<br />

Gesichtsausdruck, sagte zu Friedrich: Wo bleibt <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Joseph mit <strong>de</strong>r Henriette? und<br />

versuchte, das Gespräch auf die ersten Lebensreaktionen <strong>de</strong>r Enkelin zurückzuführen. Ein<br />

wenig erleichtert stellte sie fest, dass die französischen Offiziere sich mit Andreas ins<br />

Nebenzimmer zurückzogen.<br />

Jaja, seltsame Fügungen, wie<strong>de</strong>rholte Karl-Ernst Suhrbier, ohne auf die kleine Luise<br />

zurückzukommen. Und er provozierte damit ein Satzbrockengeprassel <strong>de</strong>s alten Herrn, mit<br />

<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r die aufgestaute Wut abfließen ließ: Fügungen, Fügungen, Papperlapapp.<br />

Missratene Söhne, nichts weiter. Wohl Franzose gewor<strong>de</strong>n, Euer Sohn, he? Und Ihr, Ihr<br />

auch? Verdammte Franzosenkriecherei heutzutage, ruiniert uns vollständig, Ihr als<br />

Kaufmann, etwa auch für Han<strong>de</strong>lssperre mit England, was? Weiß nicht, wohin mit Holz, und<br />

nächstes Jahr - was wird mit Getrei<strong>de</strong>? Preußen zu stolz für Franzosenkriecherei (giftiger<br />

Blick zu Friedrich), echte Preußen hassen Franzosen, erblich, Himmelkruzitürken.<br />

Na ja, sagte bedächtig Karl-Ernst Suhrbier, abgesehen da<strong>von</strong>, dass ich Hamburger bin,<br />

Deutscher, und kein Preuße, auch kein Franzose, nicht wahr, warum sollte aber ein<br />

Deutscher nicht mit einem Franzosen befreun<strong>de</strong>t sein, lieber Baron? Ich sehe da eigentlich<br />

kein Hin<strong>de</strong>rnis, nicht wahr, ich sehe immer erst <strong>de</strong>n Menschen und dann seine Nationalität.<br />

Freilich - <strong>de</strong>n Bonaparte liebe ich nicht, die Kontinentalsperre ist eine Katastrophe, hier<br />

stimme ich mit Euch ganz und gar überein. Ja, ich dachte mir schon, dass Ihr wirtschaftliche<br />

Schwierigkeiten habt ...<br />

Ihr etwa nicht? unterbrach ihn <strong>de</strong>r Baron.<br />

Nun ja, in gewisser Weise schon, sagte Suhrbier, <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l mit England fehlt mir auch,<br />

aber dafür handle ich seit über zehn Jahren mit Frankreich. Und ich bin sehr stolz darauf,<br />

sagen zu können, dass ich gute Gewinne erzielt habe, nicht nur für mich, son<strong>de</strong>rn für meine<br />

ganze Vaterstadt, Baron. Ich wäre also durchaus in <strong>de</strong>r Lage, Euch Kredite zu geben, nicht<br />

wahr, jedoch hätte ich einen an<strong>de</strong>ren Vorschlag zu machen.<br />

Soso, knurrte <strong>de</strong>r Baron.<br />

Ja und? fragte Friedrich ungeduldig.<br />

Joachim kam herein, weiße Flocken auf <strong>de</strong>n dunklen Haaren, er setzte sich, nach<strong>de</strong>m er<br />

<strong>de</strong>n alten Suhrbier begrüßt hatte, neben seine Mutter, ohne ins Nebenzimmer zu gehen,<br />

warf nur einen kurzen Blick durch die offene Tür auf die Offiziere und auf Andreas, das<br />

Gesicht verschlossen, nur wer genau hinsah, konnte ahnen, wie sehr er sich beherrschte,<br />

was in ihm vorging - bei diesem einen kurzen Blick auf die einstigen Freun<strong>de</strong>. Doch niemand<br />

sah genau hin. Sie warteten auf Suhrbiers Antwort. Und <strong>de</strong>r sagte: Ich möchte mich

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