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Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

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kommt ihm. Aber da ist noch <strong>de</strong>r Stolz. Und die Eigenliebe. Denn wer hat hier jemand<br />

an<strong>de</strong>ren geheiratet, nicht wahr? Wer hat hier wen im Stich gelassen? Ja, wer, Michel<br />

Marten?<br />

Also sagte er weiterhin Frau <strong>von</strong> Janke zu ihr, sprach wie<strong>de</strong>r vom August Lemke und vom<br />

Baron. Und sie sagte, sie habe schon mit Friedrich gesprochen, <strong>de</strong>r wer<strong>de</strong> versuchen, <strong>de</strong>n<br />

Baron zu beeinflussen, mehr könne sie kaum tun, natürlich sei Friedrichs Einfluss auf <strong>de</strong>n<br />

Baron gering, aber Herrmann sei lei<strong>de</strong>r noch immer nicht eingetroffen. Der Leutnant Marten<br />

solle sich besser an <strong>de</strong>n Hofrat <strong>von</strong> Janke, ihren Mann, wen<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>m wer<strong>de</strong> er, was die<br />

Vermeidung <strong>von</strong> Unruhen beträfe, glänzend harmonieren, auch sei <strong>de</strong>r Hofrat Janke ein<br />

allzeit treuer Diener <strong>de</strong>r französischen Besatzungsmacht.<br />

Und da machte <strong>de</strong>r Leutnant Michel Marten eine exakte militärische Kehrtwendung, und die<br />

Tür schloss sich hinter ihm.<br />

Und sie, Henriette <strong>von</strong> Janke, sie drehte sich wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Schreibschrank zu (<strong>de</strong>nn<br />

aufgestan<strong>de</strong>n war sie die ganze Zeit über nicht), griff mechanisch nach <strong>de</strong>n unor<strong>de</strong>ntlich<br />

weggesteckten Briefen, um sie zu sortieren, zu falten, zu bün<strong>de</strong>ln.<br />

Sie merkte kaum, was sie tat. In Gedanken re<strong>de</strong>te sie mit <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r eben zur Tür hinaus<br />

war, sagte ihm, was sie ihm niemals sagen wür<strong>de</strong>. Warum nicht, Henriette? Weil es zu spät<br />

ist. Sie erschrak. Zu spät - wozu? Ist es schon zu spät, aus allem auszubrechen und nicht<br />

mehr geschehen zu lassen, was geschieht? Seit wann <strong>de</strong>nn? Hast du nicht all die Jahre in<br />

<strong>de</strong>r Überzeugung gelebt, dies hier sei nur etwas Vorübergehen<strong>de</strong>s, nichts Feststehen<strong>de</strong>s,<br />

nur etwas, das man früher o<strong>de</strong>r später wie<strong>de</strong>r hinter sich lassen kann, als wäre es nie<br />

gewesen? Wie ist es geschehen, dass doch etwas daraus gewor<strong>de</strong>n ist, <strong>von</strong> <strong>de</strong>m man nun<br />

nicht mehr fortkann, nie mehr? Nie mehr ..., und warum nicht? Ich kann, wenn ich will. Und<br />

ich will doch, wollte es immer ...<br />

Wirklich, Henriette? O<strong>de</strong>r ist es <strong>de</strong>shalb zu spät, weil dies Wollen schwächer gewor<strong>de</strong>n ist,<br />

abgenutzt <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Jahren, hast du dich unmerklich einschleifen lassen in dies Leben,<br />

eingepasst, eingewöhnt, re<strong>de</strong>st du dir nur ein, du wolltest da noch heraus? Dann hätte er<br />

recht, <strong>de</strong>r Michel Marten, dann wäre ich eine an<strong>de</strong>re gewor<strong>de</strong>n, ein neues Ich wäre<br />

geboren, ohne dass ich’s gemerkt hätte ... Ach, Michel Marten, warum hast du mich <strong>de</strong>nn<br />

hiergelassen? War ich nicht bereit mitzukommen, und sei’s nach Amerika, beson<strong>de</strong>rs gern<br />

dorthin, aber auch nach Hamburg o<strong>de</strong>r Paris - wohin du nur gewollt hättest ... Und unser<br />

Kind wäre mitgekommen, nie hätte ich es verloren an die preußische Armee, so sehr<br />

verloren, dass er mir ein Frem<strong>de</strong>r ist, <strong>de</strong>r Wilhelm, mit seinen vierzehn Jahren, in seiner<br />

Uniform, wenn sie ihm wie<strong>de</strong>r einmal die Nähe <strong>de</strong>r Mutter gestatten, für ein paar Stun<strong>de</strong>n,<br />

für ein paar Tage ... Janke nennt ihn seinen Sohn. Nie hat er sich anmerken lassen, dass er<br />

im Grun<strong>de</strong> recht gut weiß: Es ist nicht sein Sohn. Son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>iner, Michel Marten. Du weißt<br />

das nicht. Vielleicht hätte ich’s dir sagen müssen, damals. Doch gera<strong>de</strong> das wollte ich nicht,<br />

verstehst du? Weil du mich mitnehmen solltest, mich, und um meinetwillen. Nur das. Und<br />

du? Bist du überhaupt auf <strong>de</strong>n Gedanken gekommen, dass ich auf ein Wort <strong>von</strong> dir<br />

wartete? Und wenn nicht - was kanntest du <strong>de</strong>nn da <strong>von</strong> mir? Was liebtest du an mir? Doch<br />

nicht mich. Doch nicht, was ich wirklich war ... Und als ich mich schließlich überwand, als ich

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