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Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

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3. Kapitel<br />

1<br />

Henriette, während sie an Jankes Arm zum Schloss hinüberging, starrte auf <strong>de</strong>n weißen<br />

Zopf <strong>de</strong>s Barons, <strong>de</strong>r bei je<strong>de</strong>m Schritt eigensinnig wippte, und sie erinnerte sich an sein<br />

plötzlich vergnügtes Gesicht, hatte die Stimme Kienasts im Ohr und die Worte <strong>de</strong>s<br />

Aufgebots, und sie war mit ihren Überlegungen, was zu tun sei, noch nicht zu En<strong>de</strong><br />

gekommen. Denn was konnte man tun als abwarten und geschehen lassen?<br />

Abwarten und geschehen lassen, Henriette, was hast du <strong>de</strong>nn überhaupt getan in <strong>de</strong>inem<br />

Leben als das? fragte sie sich erbittert. Und sie versuchte sich nicht zu täuschen, in<strong>de</strong>m sie<br />

all das zu ihrer Verteidigung anführte, was sie zum Ärger <strong>de</strong>s Gatten und <strong>de</strong>r Verwandten<br />

bisweilen tat. Denn letzten En<strong>de</strong>s, das wusste sie, sah man ihr diese Dinge schulterzuckend<br />

nach, weil sie grundsätzlich geschehen ließ, was geschah. O<strong>de</strong>r hat es vielleicht große<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen gegeben wegen <strong>de</strong>s Weißsei<strong>de</strong>nen, das ich <strong>de</strong>r Maria geschenkt<br />

habe? Die Bekanntschaft mit <strong>de</strong>n anrüchigen Fröhlichs in <strong>de</strong>r Behrenstraße sieht Janke mir<br />

nach, selbst gegen meine gelegentlichen Besuche im Salon <strong>de</strong>r Rahel Levin lehnt er sich<br />

nicht mehr auf. Obwohl er sich anfänglich aufgeführt hat, als wollte er mich schlagen,<br />

zerreißen, verstoßen <strong>de</strong>swegen ... Ach, es mag ihm aufgegangen sein, dass ihm ganz und<br />

gar nicht zum Scha<strong>de</strong>n gereicht, wenn er eine schöne, kluge Frau hat, <strong>von</strong> echtem A<strong>de</strong>l<br />

sogar, die mit be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Männern und Frauen <strong>de</strong>r Geisteswelt umgeht - Wilhelm <strong>von</strong><br />

Humboldt ist doch ein klingen<strong>de</strong>r Name, nicht wahr? Wenn auch ein politischer Gegner,<br />

gewiss, aber doch ein vornehmer ... Und auch Rahel Levin, ja, obwohl sie jüdisch ist und<br />

liberal und freigeistig, aber es verkehrt sogar ein Hohenzollernspross bei ihr, da darf<br />

schließlich auch Henriette <strong>von</strong> Janke, nicht wahr?<br />

Ach, einmal nicht geschehen lassen, was geschieht, einmal ausbrechen, ganz und gar und<br />

endgültig, <strong>de</strong>nn sonst ...<br />

Was sonst, Henriette? Könnte es sonst zu spät dazu wer<strong>de</strong>n?<br />

Ja, die Baronin. Sieh sie dir an, dann weißt du, was sonst aus dir wird.<br />

Als ginge es jetzt um mich - sie schob <strong>de</strong>n gefährlichen Gedanken beiseite, schnell, bevor<br />

die Panik sie überfallen konnte, die sie hinter ihm ahnte -, um Maria geht es. Und ich muss<br />

etwas tun. Mit Friedrich muss ich re<strong>de</strong>n. Wenn doch Herrmann bald käme ... Der hat doch<br />

mitgearbeitet an <strong>de</strong>n neuen Gesetzen, <strong>de</strong>r wür<strong>de</strong> doch alles daransetzen, um zu verhin<strong>de</strong>rn,<br />

dass ausgerechnet sein Vater sie mit Füßen tritt ... Und vor allem - Herrmann hat wirklich<br />

Gewalt über <strong>de</strong>n alten Herrn. Vielleicht, weil er ein Militär ist ... und dazu königlicher<br />

Adjutant ..., aber was hilft's, er ist noch nicht da, und ich muss mich an Friedrich halten.<br />

Da waren sie schon in <strong>de</strong>r Diele, als sie das dachte, da warf sich <strong>de</strong>r Baron schon in <strong>de</strong>n<br />

Lehnstuhl und streckte Ta<strong>de</strong>usz die Stiefel entgegen, hatte das Gesangbuch schon auf die<br />

Konsole geschleu<strong>de</strong>rt, seufzte behaglich, Henriette sah Friedrich die Kellertreppe<br />

hinuntergehen und folgte ihm, unwillig sah er sich um, sie sagte: Ich muss mit dir re<strong>de</strong>n.<br />

Sie ging ihm nach ins Arbeitszimmer <strong>de</strong>s Barons, ins Jagdzimmer.

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