Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de
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5<br />
Sacré matin, sacré chien, sacrée soutane, fluchte Jean-Pierre leise vor sich hin, schloss<br />
das Fenster und warf sich auf sein Bett. Da habt ihre eure Preußen, sagte er giftig. Ein<br />
Spaß, ein Kin<strong>de</strong>rspiel, sacrée mer<strong>de</strong>!<br />
Andreas und Michel, am Fenster, blickten auf die Leute, die unschlüssig auf <strong>de</strong>r Stelle<br />
traten; mit Ausnahme <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und ihres Schulmeisters trat noch immer niemand ab.<br />
Wenn er das nur nicht bereuen wird, <strong>de</strong>r Herr <strong>von</strong> <strong>Bernsdorf</strong>, flüsterte Michel. Er zitterte.<br />
Andreas sah ihn <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Seite an. Was hast du <strong>de</strong>nn erwartet, Michel, sagte er, so und<br />
nicht an<strong>de</strong>rs musste er doch reagieren, <strong>de</strong>r Herr Baron, nimm dir das um Gottes willen nicht<br />
zu Herzen. Trotz<strong>de</strong>m wird die Geschichte um <strong>Bernsdorf</strong> keinen Bogen machen, irgendwann<br />
...<br />
Irgendwann, fuhr Michel auf, keinen Bogen machen, was sollen diese Re<strong>de</strong>nsarten,<br />
Andreas, Herrgott, du hast wahrhaftig <strong>de</strong>inen Frie<strong>de</strong>n gemacht mit <strong>de</strong>r Welt. Hier!<br />
Er griff in die Tasche und zog ein Stück schwarzen Stoff heraus. Erinnerst du dich<br />
wenigstens noch daran, ja?<br />
Ja natürlich, sagte Andreas, sagte es ohne Erstaunen und ohne Verlegenheit. Stell dir vor,<br />
gera<strong>de</strong> da<strong>von</strong> hab ich geträumt, heute Morgen. Seltsam. Aber du wirst doch zugeben,<br />
Michel, es waren Kin<strong>de</strong>reien, die wir vorhatten. Gesetzt <strong>de</strong>n Fall, unser Zug auf Mainz wäre<br />
zustan<strong>de</strong> gekommen, bevor die Franzosen die Stadt sowieso zurückeroberten - die<br />
Preußen hätten uns jämmerlich in die Flucht geschlagen. Und auch das Unwahrscheinliche<br />
unterstellt, wir wären vor Mainz siegreich gewesen - keine Hand im übrigen Deutschland<br />
hätte sich für uns gerührt, es sei <strong>de</strong>nn, um heimlich Beifall zu klatschen, heimlich. Ist dir das<br />
<strong>de</strong>nn nicht klar? Ganz abgesehen da<strong>von</strong>, dass so, wie wir es angefangen hatten, niemals<br />
etwas daraus wer<strong>de</strong>n konnte. Konspiration und Geheimbün<strong>de</strong>lei, aber dazu diese<br />
Vertrauensseligkeit, mit <strong>de</strong>r wir überall neue Mitglie<strong>de</strong>r warben - wie ein Wun<strong>de</strong>r erscheint<br />
es mir heute, dass dabei nur dieser eine Verräter sich eingeschlichen hatte. Und was die<br />
meisten <strong>de</strong>r Leute wert waren, das hat man dann gesehen, als die Sache aufflog: Alle sind<br />
sie zu Kreuze gekrochen. Weißt du, dass Alois ein Zettelchen unterschrieben hat, er wer<strong>de</strong><br />
sich für <strong>de</strong>n Rest seines Lebens je<strong>de</strong>r politischen Tätigkeit enthalten? Und er hat sich<br />
danach gerichtet, all die Jahre! Woher ich das weiß? Weil ich ihn später wie<strong>de</strong>rgetroffen<br />
habe. Da war er ein wohlbestallter Mediziner in Würzburg. Und sein Professor, unser<br />
weiser Kopf? Der war sogar <strong>de</strong>r Verhaftung entgangen. Was hat er dafür unterschrieben?<br />
Ich weiß es nicht. Aber das weiß ich: Ihn dürftest du heute nicht mehr an diesen Stofffetzen<br />
erinnern, mon ami, er würd dich glatt vor die Tür setzen. Wer weiß, ob’s ihm je ganz ernst<br />
war. Einen Geheimbundtick hatte er. Vielleicht wollte er ein zweiter Weißhaupt o<strong>de</strong>r Knigge<br />
wer<strong>de</strong>n, Aufsehen erregen mit einem neuen Illuminatenor<strong>de</strong>n ... Du kannst sagen, was du<br />
willst, Michel Marten, die Rettung für Deutschland kann nur aus Frankreich kommen, und<br />
nach Robespierres Tod gibt es nur eine Alternative: Napoleon. Und hat er nicht schon viele<br />
Throne stürzen lassen, viele Grenzen fortgewischt, hat er uns nicht <strong>de</strong>n Co<strong>de</strong> civil gebracht,<br />
atmet man nicht auch im französischen Kaiserreich noch die Luft <strong>de</strong>r französischen<br />
Republik?