23.11.2013 Aufrufe

Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ehrlichem Herzen die absolute Wahrheit suchen?<br />

An die Trauer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Alten muss er <strong>de</strong>nken - Trauer um ihn - und an ihre Vorwürfe:<br />

Wozu haben wir dich Lessing und Rousseau lesen lassen? Wozu haben wir dir eingeschärft:<br />

Traue nur <strong>de</strong>inen Augen, höre nur auf <strong>de</strong>in Herz, richte dich nur nach <strong>de</strong>inem Verstand?<br />

Aber er wollte ihre Belehrungen nicht. Er wollte überhaupt keine Belehrungen. Er wollte das<br />

Abenteuer. Und er wollte es ihnen beweisen. Aber was eigentlich ...<br />

Kienast und Janke tauchen hinter einer Baumgruppe auf, biegen in <strong>de</strong>n Hauptweg ein, <strong>de</strong>r<br />

zum Schloss führt; da dreht Michel sich um und läuft aus <strong>de</strong>m Park, über <strong>de</strong>n Hof, durch<br />

das Tor, läuft gehetzt und fluchtartig, erst auf <strong>de</strong>m Friedhof geht er langsamer, steht dann<br />

lange vor <strong>de</strong>m frischen Grab <strong>de</strong>s alten Marten.<br />

Schritte hinter ihm stören ihn auf. Du, August?<br />

Wollte zum Grab, zum Schulmeister, sagt August Lemke mürrisch. Sein Gesicht ist starr vor<br />

Ablehnung, er sieht an Michel vorbei auf das Grab, Hän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Taschen, Schultern<br />

hochgezogen, das alles unterstreicht: Nicht zu dir wollte ich. Nur - Michel übersieht das, weil<br />

er es nicht glaubt.<br />

Warst du nicht bei <strong>de</strong>r Beerdigung?<br />

Nein. - Und nach einer Weile, wi<strong>de</strong>rwillig: Durfte nicht, musste misten. Es durfte ja niemand<br />

vom Schloss. Auch niemand aus <strong>de</strong>n Ställen.<br />

Die Henriette war.<br />

Ja, die.<br />

Abweisend noch immer Haltung und Stimme.<br />

Wir waren mal Freun<strong>de</strong>, August.<br />

Der spuckt aus, langsam und bedächtig, unmissverständlich.<br />

Michel erinnert sich sofort, dass August schon immer unvergleichlich gut spucken konnte,<br />

am besten, weitesten und genauesten <strong>von</strong> allen Dorfjungen. Darum nimmt er ihm nun die<br />

Geste nicht übel, die im Grun<strong>de</strong> ein<strong>de</strong>utig war, sagt vielmehr: Du hast oft <strong>de</strong>n Blasebalg für<br />

mich getreten, weißt du nicht?<br />

August schweigt.<br />

Michel wird unsicher. Hast was gegen mich, jetzt, sag doch, August!<br />

Spöttisches Lächeln. Die Hän<strong>de</strong> nicht mehr in <strong>de</strong>n Taschen.<br />

Warum fragst du das heute erst, Michel Marten? Bin ich dir in <strong>de</strong>n letzten drei Jahren, seit<br />

ich Pfer<strong>de</strong>knecht bin, nicht oft genug über <strong>de</strong>n Weg gelaufen?<br />

Und nun merkt Michel selbst, wie lächerlich dumm all seine Fragen sind, und vor allem<br />

diese: Wirklich, August, drei Jahre bist du schon im Pfer<strong>de</strong>stall?<br />

Da wäre es <strong>de</strong>m August Lemke gewiss nicht übel zu nehmen, wenn er sich wütend<br />

umdrehte und ginge. Tut er aber nicht.<br />

Sagt <strong>de</strong>r Augsut Lemke: Bist ja nun was Besseres als unsereins, ziemlich lange schon, kein

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!