Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de
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Hä, machte <strong>de</strong>r Baron erstaunt.<br />
Ja, sagte Suhrbier, ich möchte eins Eurer Güter kaufen, am liebsten das zu <strong>Bernsdorf</strong><br />
gehören<strong>de</strong> Dorf Alt-Grö<strong>de</strong>rn, mit Schloss und Vorwerk inklusive Wald.<br />
Und da <strong>de</strong>r Baron ihn sprachlos anstarrte, da Joachim aufsprang und hin und her zu laufen<br />
begann, Friedrich verlegen schweigend seine Fingerspitzen betrachtete, da re<strong>de</strong>te er<br />
weiter: Uns ist bei<strong>de</strong>n geholfen, lieber Baron. Denn Ihr braucht Geld, und ich möchte - für<br />
Kin<strong>de</strong>r und Enkelkin<strong>de</strong>r - Grundbesitz erwerben. Was ist daran so erstaunlich, nicht wahr?<br />
Es ist nicht das erste Stück Land, das ich kaufe. In <strong>de</strong>n neunziger Jahren erwarb ich etliche<br />
französische Nationalgüter, die ich dann aber - mit Gewinn, versteht sich - wie<strong>de</strong>r verkaufte;<br />
sowohl ich als auch die Hamburger haben ihre Vorteile da<strong>von</strong> gehabt. Auch unser Geschäft<br />
wäre eins zum gegenseitigen Vorteil, bester Baron. Durch das Oktoberedikt ist es nun<br />
bekanntlich auch in Preußen für je<strong>de</strong>n Menschen möglich gewor<strong>de</strong>n, Grundbesitz zu<br />
erwerben, nicht wahr?<br />
Ja, lei<strong>de</strong>r, sagte Joachim.<br />
Wie bitte? fragte Karl-Ernst Suhrbier.<br />
Lei<strong>de</strong>r, sagte ich, die Er<strong>de</strong>, die doch unverkäuflich sein sollte, wird zum Objekt <strong>de</strong>s<br />
Schachers, dieser Wi<strong>de</strong>rsinn! sagte Joachim, immer noch hin und her laufend.<br />
Begreife ich nicht, sagte Suhrbier und ließ seine hellen Augen <strong>von</strong> einem zum an<strong>de</strong>ren<br />
gehen. Wenn man das so sieht, lieber Joachim, dann ist es doch auch wi<strong>de</strong>rsinnig, dass die<br />
Er<strong>de</strong> <strong>de</strong>m A<strong>de</strong>l vorbehalten sein soll, nicht wahr? <strong>Das</strong>s sie vererbt, verliehen, erobert und<br />
was weiß ich wer<strong>de</strong>n darf. Es geht aber heutzutage um das Recht <strong>de</strong>s Einzelnen auf<br />
Eigentum. Und auf <strong>de</strong>n unbehin<strong>de</strong>rten Gebrauch seines Eigentums, nicht wahr.<br />
Plötzlich sagte Friedrich - wie wi<strong>de</strong>rwillig klang es, aber doch entschlossen: Wir brauchen<br />
das Geld, Vater. Ich habe heute Vormittag gerechnet und gerechnet, ohne einen Ausweg zu<br />
sehen. Nun sehe ich ihn. Alt-Grö<strong>de</strong>rn wird uns retten. Alt-Grö<strong>de</strong>rn gehört zu meinem Erbteil.<br />
Alt-Grö<strong>de</strong>rn gehört mir. Ich bin einverstan<strong>de</strong>n.<br />
Der Baron saß reglos, zusammengesunken. Seine Wangenmuskeln arbeiteten, das sah nur<br />
Dorothea, sie sah auch voraus, was dann geschah: Er stand auf, lief durch das Zimmer an<br />
<strong>de</strong>n Eckschrank, griff mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Porzellanfigur, die dort stand - ein<br />
preußischer Offizier zu Pfer<strong>de</strong>, ein Hund, an die Vor<strong>de</strong>rbeine <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s geschmiegt,<br />
schneeweiß das alles - und schmetterte sie auf die Er<strong>de</strong>.<br />
Dann stampfte er aus <strong>de</strong>m Zimmer, schrie nach Ta<strong>de</strong>usz, schrie: Gaul satteln, meine Flinte<br />
her, dalli, dalli!<br />
Mein Gott, er wird doch nicht? rief Dorothea.<br />
Ach was, Mutter, sagte Friedrich, ein paar Hasen wird er schießen, und danach wird mit<br />
ihm zu re<strong>de</strong>n sein.<br />
Janke stürzte herein, sah mit großen run<strong>de</strong>n Augen auf die Scherben, rief nach Halina.