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Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

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sagte: Ich will mit, Michel? Da hast du ungläubig gelacht. Hast mir nichts zugetraut. Hast<br />

gesagt: Aber Henriette, wie stellst du dir das vor? Ich will zu Schiff die O<strong>de</strong>r runter, als<br />

blin<strong>de</strong>r Passagier, und ebenso <strong>von</strong> Stettin nach Hamburg, wie willst du das machen? <strong>Das</strong> ist<br />

doch nicht <strong>de</strong>in Ernst, das ist doch ganz und gar unmöglich ...<br />

Es war aber mein Ernst, Michel, ganz bittrer Ernst sogar.<br />

Ich hatte hier alles und alle satt, wusste nicht, was ich ohne dich hier anfangen sollte. Und<br />

wusste, was mir bevorstand ... noch passte <strong>de</strong>r Rock, noch sah man mir nichts an, aber<br />

wie lange noch, wie lange?<br />

Sie sitzt auf <strong>de</strong>r Bank am See, <strong>de</strong>r Tag sonnt sich noch am Abend, Juni ist’s, sie hört es im<br />

Schilf rascheln und sieht nicht hin, <strong>de</strong>nn Adam Piotrowski, dieser Knirps, streift da herum,<br />

wo er nichts zu suchen hat. Henriette hat nichts gesehen. Adam! Sie mag ihn, diesen<br />

blon<strong>de</strong>n Jungen, Halinas Ältesten, sie spielt manchmal mit ihm, auch mit seiner Schwester,<br />

<strong>de</strong>r winzigen, drolligen Maria. Nur darf’s die Tante nicht sehen. Es schickt sich nicht,<br />

Henriette. - Ja, Tante. - Aber sie <strong>de</strong>nkt: Was kümmert’s mich, was sich schickt. Und hat<br />

das Bün<strong>de</strong>lchen Maria bald wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Arm. Beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r letzten Zeit zieht es sie<br />

zu <strong>de</strong>r Kleinen. Seit sie begriffen hat, was da in ihrem Körper vor sich geht. Nein - begriffen<br />

hat sie’s nicht. Sie ahnt es. Aber wen soll sie fragen?<br />

Adams Kopf schiebt sich aus <strong>de</strong>m Schilf.<br />

Na, komm schon, sagt sie, ist keiner zu sehen.<br />

Und wenn wer kommt?<br />

Wer soll schon kommen? Höchstens <strong>de</strong>r Michel.<br />

Höchstens. Dabei wartet sie auf ihn seit fast einer Stun<strong>de</strong>. Diese Nacht will er fort.<br />

Schulmeister in Briesen soll er wer<strong>de</strong>n. Da geht er lieber. Ohne sie. Und wo bleibt er jetzt?<br />

Was hat er im Kopf, am letzten Abend in <strong>Bernsdorf</strong>? Mich anscheinend nicht. Und zum<br />

ersten Mal überlegt sie sich: Wollte das Knotenstockkind sich vielleicht nur schadlos halten,<br />

sich einen nachdrücklichen Abgang sichern? Liebt er mich überhaupt? Sie schämt sich<br />

sofort solcher Gedanken.<br />

Na, komm schon, Adam. Hast du aber einen schönen Stock. Selbst geschnitzt?<br />

Er nickt stolz. Mein Knotenstock, sagt er.<br />

Sie erschrickt. Und - was willst du damit?<br />

Er hält vorsichtig nach allen Seiten Ausschau. Flüstert: Verraten Sie’s auch nieman<strong>de</strong>m,<br />

gnädiges Fräulein?<br />

Sie tut böse (dabei gefällt ihr die Anre<strong>de</strong> nicht schlecht) und sagt: Freilich verrat ich dich,<br />

wenn du so zu mir sagst!<br />

Aber heute bleibt er fest. Die Mutter hat’s gesagt, ich darf nun nicht mehr Henni zu dir<br />

sagen, bin bald erwachsen.<br />

Wie alt ist <strong>de</strong>r Knirps, <strong>de</strong>nkt sie, zwölf? Dreizehn?

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