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Das Mirakel von Bernsdorf - Demo - Buch.de

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Eindruck, notiert er auf ein Blatt Papier.<br />

(Hier sei eingefügt, dass Johannes Rietz während <strong>de</strong>s ganzen, eine reichliche Stun<strong>de</strong><br />

dauern<strong>de</strong>n Examens vor <strong>de</strong>m Schreibtisch stand, das Holzbein leicht ausgestellt, und er<br />

drehte fast ununterbrochen mit <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n seine Mütze.)<br />

Die weiteren Fragen sind: <strong>Das</strong> Wesen <strong>de</strong>r Sakramente (nicht beantwortet), <strong>de</strong>r Inhalt <strong>von</strong><br />

Christi Bergpredigt (sehr unvollständig beantwortet), Jesu Wun<strong>de</strong>rtaten (ausführlich<br />

geschil<strong>de</strong>rt), die Stammväter <strong>de</strong>s Volkes Israel (richtig genannt), die Ankündigung <strong>de</strong>s<br />

Heilands durch die Propheten (verworren und unklar). Zufrie<strong>de</strong>n nickt <strong>de</strong>r Herr aus Berlin,<br />

sagt erleichtert: Gut, Johannes Rietz.<br />

Baron, Janke, Kienast: ebenfalls erleichtertes Nicken.<br />

So, und nun noch ganz schnell, sagt <strong>de</strong>r Herr aus Berlin und reicht Johannes Rietz die Bibel,<br />

lies Er hier dies.<br />

Langsam, manchmal buchstabierend, auch oft eine Weile überlegend, insgesamt recht<br />

or<strong>de</strong>ntlich gelesen, notiert <strong>de</strong>r Herr aus Berlin.<br />

Schön, schön, sagt er freundlich, und wie steht es mit <strong>de</strong>m Schreiben?<br />

Verlegen wie<strong>de</strong>r seine Mütze drehend, nach<strong>de</strong>m er die Bibel zurückgegeben hat, sagt<br />

Rietz: Na ja.<br />

Bekommt einen Zettel, eine Fe<strong>de</strong>r, ein Tintenfass, jetzt auch einen Stuhl.<br />

Schreibt langsam, sehr fehlerhaft und äußerst ungelenk, notiert <strong>de</strong>r Herr aus Berlin.<br />

Er hat seine Sache sehr gut gemacht, sagt er zu Rietz, <strong>de</strong>r sofort wie<strong>de</strong>r aufgestan<strong>de</strong>n ist,<br />

aufatmet und plötzlich lächelt. Traut Er sich zu, die Kin<strong>de</strong>r dieses Dorfes und <strong>de</strong>r zum<br />

Kirchspiel gehören<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n in wahrer Gottesfurcht, in <strong>de</strong>mütigem Gehorsam zu<br />

erziehen und sie im Wort <strong>de</strong>s Herrn zu unterweisen sowie auch im Lesen und Schreiben?<br />

Johannes Rietz nickt nun, eifrig sogar, und ein frohes Leuchten ist in seinen Augen, Michel<br />

sieht das zwar nicht, aber er ahnt es, <strong>de</strong>nn die Stimme dieses ehemaligen Feldwebels<br />

leuchtet plötzlich auch, als er - viel sicherer und viel weniger schwerfällig als bisher - sagt:<br />

Darauf freu ick mir schon. Seit meiner Blessur da führ ick doch ein nutzloses Leben, nicht<br />

wahr, ick meine ...<br />

Was er meint, sagt er nicht, doch <strong>de</strong>r Baron ergänzt: Kenn ihn, wird mit Gören keine<br />

Schwierigkeiten haben, weiß seinen Prügel immer rechtzeitig zu brauchen. Kannst gehn,<br />

Johannes. Die Besoldung, sagt da <strong>de</strong>r Herr aus Berlin, wird wie üblich durch <strong>de</strong>n gnädigen<br />

Herrn Baron erfolgen, dazu kommt <strong>de</strong>r Schulgeldpfennig <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn aus Dörfern, die<br />

nicht zu <strong>de</strong>n <strong>Bernsdorf</strong>schen Besitzungen gehören. Der Baron knurrt: Besoldung, na ja. Zahl<br />

kein Geld, zahl immer in Naturalien. Hat ja noch zwei Hän<strong>de</strong>, kann schnei<strong>de</strong>rn <strong>von</strong> früh bis<br />

Abend, dabei Kin<strong>de</strong>r unterweisen, ganz einfach, zerschlag Er nur Elle nicht auf ihnen, komm<br />

nicht auf dafür!<br />

Und Kienast fügt <strong>de</strong>m allen hinzu, Rietz habe als Küster zwar nicht die Orgel zu spielen, da<br />

er <strong>de</strong>s Orgelspielens lei<strong>de</strong>r nicht mächtig sei, wohl aber ihm, <strong>de</strong>m Pfarrer, bei<br />

Begräbnissen, Hochzeiten, Kindtaufen und so weiter zur Hand zu gehen, ein paar Pfennige

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