Nachlese 662. Tagebuch A) NACHLESE ZUR BUNDESTAGSWAHL ...

ausgesetzt mancherlei strapazen, häufigen gefängnisstrafen,
unvorstellbaren misshandlungen und oft in todesgefahren. fünfmal
torturierten mich die Juden mit vierzig hieben weniger einen,
dreimal wurde ich mit ruten malträtiert, einmal gesteinigt; dreimal
erlitt ich schiffbruch, einen tag und eine nacht trieb ich umher auf
hoher see. auf den expedizionen lauerten gefahren auf flüssen,
gefahren von banditen, gefahren von meinem volke, gefahren von
heiden, gefahren in den städten, gefahren in der wüste, gefahren
auf dem meer, gefahren von hinterhältigen kollegen; dazu mühen
und entbehrungen, häufige nachtwachen, hunger und durst, viel
fasten, kälte und blösse. zu allem überfluss habe ich noch
fertigzuwerden mit dem täglichen andrang und der sorge um alle
gemeinden. wer könnte den mut verlieren, wenn nicht ich? ... aber
ich bin einverstanden mit entbehrungen, misshandlungen, nöten
und verfolgungen um Kristi willen; denn wenn ich schwach bin: bin
ich stark."
EVA: (schütteltsich) pah, das reinste landstreicherleben! so was!
MICHEL: dieser Korinterbrief war immer schon meine
lieblingslektüre
PRÄLAT: meine lieben zuhörerinnen und zuschauer! überlegen wir
uns einmal, wie ehrfürchtig wir die relikwie eines grossen heiligen
zu verehren pflegen, aber wie das alles zum götzendienst abarten
muss, wenn wir nicht bestrebt sind, das wirklich echt vorbildliche
leben nachzuahmen. dieser götzendienst ist alsdann des
teufels - aber wie verbreitet ist er! wiewenige Kristen gibt es heute
noch, die sich etwa an das beispiel hielten, das uns solch ein
avantgardist wie der hl. Paulus gegeben hat? wollen wir aber
unser modernes, weithin schrecklich sterilgewordenes Kristentum
kraftvoll erneuern, müssen wir bestrebtsein, es wieder einem
heiligen vom formate des Paulus gleichzutun! ist das möglich?
ganz gewiss? unbeschadet aller veränderten umweltbedingungen
steht auch unser leben heute imprinzip immer noch unter gleichen
gesetzen wie das leben des völkerapostels, das ein leben des
kampfes und des unentwegten abenteuers gewesen ist. sicherlich
dürfen wir in unserem bemühen göttlicher gnadenhilfe gewiss sein.
Paulus das vorbild - ihm nach!
MICHEL: (schnellt von seinem sofasitz hoch) ausmachen, sofort
ausmachenl das tut weh in den ohren, so etwas aus solch einem
munde! (gibt Eva einen leichten stups, als sie ihn hindern will,
schaltet aus, tief befreit aufatmend) so!
EVA: was soll denn das?
MICHEL: hört auf ihre reden, ihrer taten achtet nicht! doch der
kontrast ist unerträglich! es ist immer das gleiche lied, in