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Nachlese 662. Tagebuch A) NACHLESE ZUR BUNDESTAGSWAHL ...

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lasse mir aber gelegenheit, bisweilen etwas Petersberger<br />

höhenluft schöpfenzukönnen. ich liebe klare und kühle höhenluft.<br />

PRÄLAT: Michel setzt alles auf eine karte - auf die karte seines<br />

lebens.<br />

NITRIBIT: (wischtsich den schweiss aus dem gesicht) unerträglich!<br />

PRÄLAT: wer alles ertragen kann, kann alles wagen. Michel<br />

wagt das leben. - (geht erregt durchs zimmer) Michel im glashaus.<br />

wer im glashaus sitzt, soll nicht mit steinen werfen. Michel im<br />

glashaus auf dem Petersberg wirft nicht nur steine, er<br />

verschleudert felsenl<br />

NITRIBIT: ja, dann glaub ichs gerne. dann ist die<br />

generalabrechnung noch fällig.<br />

PRÄLAT: spruchreif gerade jetzt. es kommt entweder zur letzten<br />

katastrofe oder zur letzten lösung.<br />

NITRIBIT: ich hab dem wahn gelebt, endlich beginne Michels stern<br />

zu sinken. aber je tiefer er sinkt, desto helleres licht verflammt der<br />

meteor - und das genau uns vor der haustüre.<br />

PROTZEL: so plötzlich wie unerwartet. je überraschender, desto<br />

niederschmetternder für unsl wenn dieser Michel im hungerstreik<br />

sterben sollte, was dann?<br />

NITRIBIT: wenn der stirbt - dann sollen wir mal was erlebenl<br />

PROTZEL: hm - was dann?<br />

PRÄLAT: dann werden wir etwas erleben müssen, was umso<br />

gefährlicher ist, weil wir es wohl nur einmal erleben können. wenn<br />

Michel durchhält und stirbt, dann können wir uns gleich<br />

mitbegrabenlassen.<br />

NITRIBIT: das lässtsich unschwer ausmalen. die überkochende<br />

volkswut wird sich gegen uns entladen.<br />

PROTZEL: komisch - ich werde auch noch filosof - komisch,<br />

soweit ist es also gekommen: man wünscht seinem todfeind das<br />

glücklichste und längste aller menschenleben - komische<br />

feindschaft!<br />

PRÄLAT: man übt plötzlich feindesliebe - aus nächstenliebe, aus<br />

allernächstenliebe, aus selbstliebe nämlich; denn jeder ist sich<br />

selbst der nächste. - pah, was wir nicht im guten tun wollten, jetzt<br />

wird es uns im bösen beigebracht.<br />

NITRIBIT: hat sich was mit der nächsten und der feindesliebe! es<br />

wurde mir berichtet. Michel habe inbezug auf meine person<br />

sichverlautbarenlassen: zur nächstenliebe wäre ich ja vielleicht<br />

noch fähig, aber nie zur feindesliebe. einen feind wie den Nitribit<br />

lieben? unmöglich!<br />

PRÄLAT: (verlegen) unmöglich, was es alles so gibt - was man<br />

sich alles zusammendenkt. na jedenfalls: ein toter Michel - das

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