Nachlese 662. Tagebuch A) NACHLESE ZUR BUNDESTAGSWAHL ...

(zeigt auf die stichflammen, die von Michel auszündeln) wasser ist
auch da! (hebt Schnee hoch) und die beste suppe wird immer
noch nur mit wasser gekocht - aber feuer und wasser allein
genügen nicht, nicht einmal für die dünnste wassersuppe.
MICHEL: Eva, wenns hochkommt, wirst Du vielleicht achtzig
Jahre alt - höchstens 90. warum da sorge wie für achtzig oder
neunzig millionen Jahre?
EVA: warum? darum! da, lies die verfügung: der bürgermeister
lässt den wisch überreichen. kannst Du das papier fassen? sind
die hände nicht verfroren? komm, ich leg die hände über den
zettel, damit er nicht vollgeschneit wird.
MICHEL: (liest) der demokratisch-bürokratische rechtsausschuss
unseres freiheitsliebenden landes betrachtet es als wider jedes
naturrecht verstossend und als beihilfe zur erregung öffentlichen
ärgernisses, wenn mülltonnen gesitteter bürger ungesitteterweise
als wohnstätten missbraucht werden. bei zuwiderhandlung gegen
verfügtes verbot, in mülltonnen zu residieren, müssen Sie sich,
Michael Tollhausen, unverzüglicher verhaftung gewärtighalten"
EVA: nette bescherung, doch, doch!
MICHEL: o, der schnee ist mittlerweile weggeschmolzen. nanu, wo
sitz ich denn hier? (hebtsich etwas in die höhe, schaut) hm, mitten
in einem brennesselherd.
EVA: Michel, da hast Du dich ja tüchtig in die brennessel gesetzt!
gib endlich klein bei!
MICHEL: vor kurzem noch wäre meinem körper solcher sitzplatz
unerkwicklich gewesen, jetzt scher ich mich einen deubel drum.
Eva, was nützt es einem menschen, wenn sein leib auf allen
federbetten der erde schlafen darf und sein geist und dessen
seele jedoch gekettet sind.
EVA: Michel, kein mensch hat noch den tod durch selbstmord
abschaffen können.
MICHEL: Eva, gut ding will weile haben. warum stehst Du an
diesem schneeberg herum wie an einer klagemauer?I hab ich
nicht bereits den schnee besiegt? wenn der schnee des ganzen
Siebengebirges auf mir lastete, ich könnt ihn doch ertragen.
warum Jeremiaden, wo Hallelulja angebracht?1 - bravo, da kommt
meister Wilpert!
WILPERT::guter freund, wie gehts, wie stehts?
MICHEL: zurzeit sitze ich - mitten in brennessel - ohne
beschwerden.
WILPERT: famos! mein medizinchen wirkt wundersam fein. das ist
doch was: zumerstenmale in der geschichte der menschheit kann
ein sterblicher mensch die mächtigen dieser erde