Nachlese 662. Tagebuch A) NACHLESE ZUR BUNDESTAGSWAHL ...

herrscher der erde, der ist der könig, der sich in lumpen hüllt, um
unerkannt auf die stimme des volkes lauschenzukönnen.
NITRIBIT: herr prälat, Sie kennen doch etwas davon. sagen Sie:
seit wann verändern brotlose Vagabunde das angesicht der erde?
PRÄLAT: freund Nitribit, ich fürchte, seit menschengedenken!
PROTZEL: es will mir immer noch nicht in den kopf hineingehen,
wieso ein solches individium wie dieser Michel sich gegen uns
behaupten kann, erfolgreich und dauerhaft obendrein. in
eingermassen normalen zeiten wäre er ein augapfel der
sittenpolizei, unterstünde er also meinem kommendo. Michel, ein
uneheliches kind, dessen vater bei aller anstrengung nicht zu
ermitteln ist; Michel, der einen zwillingsbruder neben sich
herlaufen hat, der mittlerweile zum schreckgepenst unseres
ganzen planeten geworden ist; Michel, ein intellektueler proletarier,
der selbst von seinen zunftgenossen ignoriert, von seinen lehrern
als unfähig abgewiesen wird - meine herren, gegen solch eine
finstere existenz können wir nicht an? von solch einem menschen
müssen wir uns beherrschenlassen?
PRÄLAT: ja, es ist kaum zu fassen: ein mann, der abends nicht
weiss, wo er schlafen soll, der am morgen noch nicht weiss, was
er am abend essen kann - so eine art moderner wanderprediger,
der kann sich in unsere angelegenheiten hinein mischen, als sei er
der zuständigste mensch der welt, kann versuchen, kirchenfürsten
den marsch zu blasen -· wie unkristlich!
PROTZEL: soll es nicht doch noch gelingen können, diese kreatur
irgendwie auffliegenzulassen? könnten wir nur erst vor aller welt
blohsstellen, wer sein vater ist, hätten wir sicherlich leichtes spiel.
dieser vater muss doch ein völlig verkommenes individuum
gewesen sein. wenn der nicht hinter gitter gehört, dann weiss ich
nicht, wer denn überhaupt. an ihren früchten werdet ihr sie
erkennen? nun, welche früchtchen sind diese zwillinge!
PRÄLAT: hm, selbst kinder ehrbarer eltern pflegen bisweilen auf
die schiefe ebene zu geraten
FUCHS: und der geniale Leoenardo da Vinci war auch ein
natürlicher sohn.
NITRIBIT: polizeipräsident, bitte auch zu bedenken: erbeinflüsse
mütterlicherseits dürfen nicht völlig unbeachtetbleiben - zumal die
zwillinge der mutter doch wie aus dem gesicht geschnitten sind,
dasselbe nocheinmal auf männlich, was die mutter auf weiblich,
und das gleich doppelt.
PROTZEL: zugegeben · aber die mutter macht soweit doch einen
recht soliden eindruck. ich bleib dabei: der vater muss so ziemlich
das letzte vom letzten sein. zum teufel nochmal, der vater ist