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Nachlese 662. Tagebuch A) NACHLESE ZUR BUNDESTAGSWAHL ...

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mal wieder mit - und wider wille wurde ich zeuge dieser<br />

veranstaltung.<br />

NITRIBIT::Sie?<br />

PRÄLAT: Sie staunen, was? nun, ich wurde von den massen<br />

einfach mitfortgerissen. schliesslich stand ich dicht unter Michels<br />

rednerpult.<br />

NITRIBIT::das war ja direkt lebensgefährlich.<br />

PRÄLAT: meine angst war entsprechend. da stand dieser Michel<br />

vor mir, bleich und übermüdet, aber mahslos verbittert. sie hätten<br />

erleben sollen, wie der die massen zum rasen brachte. jede seiner<br />

pointen wurde mit frenetischen beifallssalven aufgenommen.<br />

augenblicklich zauberte er eine stimmung hervor, die wie zu einer<br />

explosion hindrängt. - ja, und schliesslich hat er mich unter den<br />

zuschauern ausgemacht. wissen Sie, was der flegel gewagt hat?<br />

in aller öffentlichkeit hat er mich zum rededuell aufgefordert,<br />

ALLE: unerhört - frech und prowozirend - das wird immer toller.<br />

PRÄLAT: unter normalen umständen wäre ich darauf selbstredend<br />

nicht eingegangen - aber diesmal musste ich. der gemeine pöbel<br />

stiess mich hoch zum rednerpult, vors mikrofon. meine<br />

entgegnungen wurden von einem wüsten gejohle begleitet. Michel<br />

hat versucht, mich abzukanzeln. die massen haben ihm<br />

sekundiert.<br />

PROTZEL: warte, bürschchen, rache ist ein gericht, das kalt<br />

genossen wird.<br />

PRÄLAT: mir war jedenfalls zumute, als sei uns der sieg wieder so<br />

aus den händen geronnen. (geht durchs zimmer) totenbleich<br />

musste ich dastehen, als dieser Michel mit seiner spitzen<br />

gefährlichen zunge loswetterte, mit allen mitteln seiner ironi mich<br />

zumschlechtestenhielt.<br />

ALLE: wie unkristlich!<br />

PRÄLAT: ja. und das setzte schliesslich allem die krone auf: vor<br />

meinen augen rief Michel die menschenmassen auf, mit<br />

erhobenen händen zu schwören, nicht loszulassen von dem<br />

grossen kristlichen ziel, den farisäismus endgültig hinwegzufegen.<br />

die unübersehbar grossen menschenscharen liessensich das nicht<br />

zweimal sagen: alle reckten die hände hoch und leisteten so etwas<br />

wie einen fahneneid. (geht immer bewegter durchs zimmer), das<br />

war für mich am schwersten zu ertragen: es wurde gesungen und<br />

gebetet und geschwört wie in einer kirche. Michel stand dieser<br />

teufelsmesse vor, bebend vor erregung, wie ein hoherpriester am<br />

hochaltar - umtost von unbeschreiblichem jubel. zunächst bediente<br />

er sich noch eines manuskriptes; im mahse er in feuer geriet, löste<br />

er sich davon, sprach schliesslich völlig frei. und zum schluss gerät

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