Nachlese 662. Tagebuch A) NACHLESE ZUR BUNDESTAGSWAHL ...

der öffentlichkeit.
PRÄLAT: unbestreitbar.
PROTZEL: unübersehbar - nur allzudeutlich sichtbar.
NITRIBIT: die augen schmerzen ·· so hell strahlt Michel
PRÄLAT: die schönheit des gefallenen engels ·· vor aller welt
nun offenbar. doch solches irrlicht leuchtet nur, damit es
anschliessend umso finsterer werde.
SPRECHER: Michel tritt ans rednerpodium ·· da, in diesem
augenblick ist es, als ob sein boot schier explodirte - ein
unbeschreiblich grandioses feuerwerk schiesst hier hoch,
unbeschreiblich, ist ja auch nicht nötig zu beschreiben, das ist
ohnehin zu imposant, da hilft kein beschreiben. Sie können es
mitansehen, ein einziger farbfernseher, der sich da
tut - farbenpracht, unerhört! - als sei der regenbogen in all seiner
pracht und herrlichkeit auf die erde herabgestiegen, als wölbesich
nunmehr der bogen des himmels genau über Michels
lebensschifflein. - Michel steht gekrönt mit einem
heiligenschein - und diese gewalt von herrlichkeit fährt zischend
hoch, zurück zum himmel - Michel, der feurige Elias, auf
feuerrossen hochgetragen zum himmel - millionen menschen
halten vor bewundern und staunen in tiefer andacht den atem an,
astronauten selbst sagen, im kosmos solch wundersam schönes
farbenspiel nicht haben erfahrenzukönnen - da, auf den
Rheinwiesen brechen menschen in die knie - jetzt brechen die
massen in apokalüptische heilrufe aus - die kundgebung
erweitertsich unterderhand zu einer art Gottesdienst. Michel steht
inmitten dadrin, hochaufgereckt, so recht der hohepriester, der
brückenbauer, der mittler zwischen den welten.
PROTZEL: diese pietätlosen aufwiegler können in aller
öffentlichkeit die prominenz von kirche und Staat gefährden - und
werden auch noch gefeiert wie ein Gott. das ist das ende.
SPRECHER: das also ist Michels steiler aufstieg, Michels
himmelfahrt - und jetzt fliegt atemlose stille über die Rheinwiese ··
mit verhaltener Spannung lauschen die menschen den
ausführungen ihres messias. aufgepasst, der heilbringer
höchstpersönlich ergreift das wort. wir bringen ausschnitte,
NITRIBIT: ich kann das nicht mitansehen. da (schaltetaus) damit
ist Michel am besten bedient,
PRÄLAT: uns kaum .. pah, ich sitze hier vor dem fernseher als
stünde ich vor der klagemauer von Jerusalem.
NITRIBIT: Michel regiert die stunde. das volk ist für ihn, wer kann
dann wider ihn sein? das machtvolle Instrument der staatsgewalt
droht uns in den händen zu zerbrechen ·· und Michel schwingt es