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Nachlese 662. Tagebuch A) NACHLESE ZUR BUNDESTAGSWAHL ...

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FRAU TOLLHAUSEN: blosse floskel, solcher dank. möchte den<br />

sehen, der sich dafür nicht bedankt! wärst Du richtig dankbar,<br />

würdest Du dir vorher noch die mädchen und vor allem diese Eva<br />

aus dem kopf schlagen.<br />

MICHEL: danke, danke, bin bedient! mutter, diese affenliebe<br />

geht entschieden zuweit. eltern lieben nun mal mehr ihre kinder als<br />

umgekehrt. - und kinder werden wenig später auch mal eltern,<br />

kriegens dann zurück; das ist nun mal so. - im übrigen, mutter,<br />

keine volksreden bitte. zurzeit hab ich so etwas wie hunger. ich<br />

hab mal richtig appetit auf irgendetwas ganz pikantes.<br />

FRAU TOLLHAUSEN: damit Du es genau weisst: einen pott<br />

sauerkraut hab ich und einen berg kartoffel obendrein. damit bastal<br />

(abgehend) noch eins: ich hab beobachtet, wie der Teodor gestern<br />

seine vorwitznase in Deine aufsätze hineinsteckte. ich weiss nicht,<br />

ob solche lektüre dem jungen gut bekommt. schliess in zukunft<br />

Deine schreibereien besser ein - oder besser noch: gib sie endlich<br />

dran! dann hast Du auch ein recht darauf, mal appetit zu haben<br />

auf irgendetwas besonders pikantes. (ab)<br />

MICHEL: pah, wie mir diese ständigen vorhaltungen zum halse<br />

heraus hängen. furchtbar, wenn man nirgendwo auch nur das<br />

leiseste verständnis für seine arbeiten findet. (geht an den<br />

schreibtisch, nimmt ein bündel beschriebener papiere, wiegt sie in<br />

der hand) für einen wirklich originalen gedanken sein ganzes<br />

eigentum. und wärs ein grosskapital? hm, bisweilen verhilft ein<br />

originaler gedanke zu - grosskapital. doch das ist nur ausnahme,<br />

die die regel bestätigt. die regel: jeder jurnalist, jeder rechtsanwalt,<br />

jeder arzt, jeder architekt und wer immer, der von brotberufs<br />

wegen schriftsätze zu verfassen hat, jeder würde sich jede seite<br />

beschriebenen papiers schwer bezahlenlassen - und unsereins<br />

darf nur das geld für das sehreibpapier bezahlen und zum entgelt<br />

tag für tag anklagen über sich ergehenlassen, weil man nicht<br />

aufgeben will, was einem auf erden die grösste freude macht. aber<br />

wenn nur der bezahlt wird, der nicht mit liebe bei seinem beruf ist,<br />

dann gibts bald keine berufung mehr und binnem kurzen wird<br />

nichts gediegenes und gescheites mehr geschaffen. pah, bisweilen<br />

kann man schon das arme tier bekommen, (wirft das papir zurück,<br />

lässtsichfallen auf einen stuhl, legt die beine auf den sahreibtisch,<br />

verschränkt die arme, grübelt vor sich hin): was bin ich nur für ein<br />

wundersam-seltsames wesen oder unwesen, wies beliebt. ich<br />

weiss nicht recht, wer mich in die Welt setzte, wer mein vater, wer<br />

der vater aller väter. auch weiss ich nicht, was die welt überhaupt<br />

richtig ist und was sie eigentlich soll, weiss nicht, was ich selbst<br />

bin, der ungefragt in diese welt hineingekommen ist; ich, der ich

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