28.02.2014 Aufrufe

Nachlese 662. Tagebuch A) NACHLESE ZUR BUNDESTAGSWAHL ...

Nachlese 662. Tagebuch A) NACHLESE ZUR BUNDESTAGSWAHL ...

Nachlese 662. Tagebuch A) NACHLESE ZUR BUNDESTAGSWAHL ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Sürakus ereignetesich ein unerklärbares wunder.<br />

PRÄLAT: wunder? o, von da pfeift der wind! (schütteltsich) damit<br />

soll man uns doch wirklich verschonen.<br />

MICHEL: wunder? unfasslich! und sowas in einem der<br />

angesehensten und seriösesten blätter unseres Abendlandes.<br />

pah, ein noch grösseres wunder, dass das durchging. wenn ich<br />

das gewusst hätte, wärs nicht passiert. wenn man einmal nicht<br />

alles durchmustert, kommt gleich Gott weiss was in die presse.<br />

NITRIBIT: und was für ein wunder - zum schreien! eine in<br />

geburtswehen liegende arbeiterfrau sieht plötzlich, wie eine<br />

madonnenfigur aus terrakotta über ihrem bett tränen vergiesst.<br />

PROTZEL: die arme frau träumte wohl - seit wann bringen<br />

tageszeitungen traumanalüsen?<br />

NITRIBIT: ein wunder - zum schreien!<br />

PRÄLAT: zum schreien, in der tat, schrecklich, diese presse!<br />

NITRIBIT: es wird noch schlimmer: die kunde von diesem wunder<br />

verbreitetesich wie ein lauffeuer in der ganzen umgebung. das<br />

dürftige proletarierhaus erlebte einen ansturm von menschen aller<br />

rassen und aller klassen. die madonnenfigur weinte unter der<br />

zeugenschaft dreier millionen menschen drei tage und drei nächte<br />

hindurch; mehr als ein unheilbarer kranke fand angesichts des<br />

bildnisses wunderbare heilung. (wirft die zeitung auf den tisch)<br />

zublöd! aufgelegter kwatsch! - na ja, die leute brauchen ihre<br />

sensaziönchen, gewisse zugeständnisse muss selbst die presse<br />

höheren niwos einräumen.<br />

MICHEL:sagenhafte erfindung wohl, wie wir deren in letzter zeit<br />

mehrere zu hören bekamen<br />

PRÄLAT: (nimmt zaghaft die zeitung, liest stotternd weiter): die<br />

zurategezogenen wissenschaftler gaben nach völlig<br />

unvoreingenommener, streng sachlich-kritischer prüfung einhellig<br />

zu, vor einem unerklärbaren rätsel zu stehen. sie versuchtensich<br />

an einer schemischen analüse der tränen und kamen zu dem<br />

resultat, es handlesich um menschliche tränen.<br />

EVA: (schauertzusammen, presst das kind an sich) so, ich geh<br />

jetzt!<br />

PRÄLAT: (während blitze ins zimmer flammen, kurz danach donner<br />

rollt, verlegen): meine damen und herren - hm, was meinen Sie?<br />

was könnte die Mutter des Mensch gewordenen Gottesseohnes<br />

wohl zum weinen bewegt haben?I<br />

finis tragicomödiae<br />

fortsetzung: von erstdrama:: DAS LEBEN EIN SCHAUSPIEL

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!