Nachlese 662. Tagebuch A) NACHLESE ZUR BUNDESTAGSWAHL ...

gewonnen, er muss akzeptieren.
NITRIBIT: (liest von einem duplikat) schliesslich konnte der
kardinal doch einige worte hervorpressen und erklärte mit vor
erregung zitternder stimme, es wäre unbeschreilich, was jetzt in
seinem innern vorsichginge.
PRÄLAT: unbeschreiblich! mit solch einem menschen kann
unsereins doch nicht zusammenarbeiten - nein, nie, nie - nie!
MICHEL: (weiterlesend) der kardinal wurde bleich wie die
wand - dann fasst er sich langsam und legt dem kardinallegaten
die hand auf die schulter, spricht kein wort dabei.
NITRIBIT: (liest) na, und dann der übliche schmus. allenthalben
erzählen die zeitungen von der voraufgegangenen harten jugend
des neuen papstes, wie er sichhochkämpfen musste, um zu solch
schwindelnder höhe zu gelangen, wie - (setztab) mist, aber so
etwas wird beim volke natürlich besonderen anklang finden. (liest
weiter):jeder dorfgeistliche trägt die papstkrone in der
aktentasch. - usf.
MICHEL: hm, weiter: der neuernannte papst sprach dann
zumerstenmale über alle sender der welt, - viele millionen
menschen sassen an den lautsprechern und
fernsehschirmen - (Michel setztab, kommentiert) pah, diese
reporter sind doch bisweilen abscheuliche faselhänse - (Michel
überwindetsich, liest weiter) dann hält der papst eine fantastische
antrittsrede.
PRÄLAT: (wimmernd) fantastisch - fantastisch - fantastisch!
(vergräbt den kopf in den händen)
MICHEL: es hagelt nur so von scharfen, nicht selten sogar
schärfsten kampfansagen. alle parteiungen werden in ihren
entartungen unter das Gottesgericht gestellt.
PRÄLAT: grässlich, gleich anfangs die böcke geschossen, nicht
die hohe diplomati spielenlassen. der mann macht uns gleich die
ganze welt zum feind, führt aufderstelle einen vielfrontenkrieg,
grässlich, der mensch spielt mit dem feuer. und so etwas soll unter
der leitung des Heiligen Geistes stehen? (schütteltsich) kirche
Gottes, wo treibst Du hin?I
MICHEL: (liest weiter) ein taumel der begeisterung ergreift allein
schon ob dieser antrittsrede das gesamte gläubige
Kristenvolk - der neue papst gerät in ein unwahrscheinliches patos
hinein, der Heilige Geist ist über ihm, zugleich über all den
zuhörern und zuschauern, über all den vielsprachigen menschen
aus allen rassen und klassen, von denen jeder und jede einzelne
den papst versteht, in jeweils eigener mutterspraehe, ohne
dolmetscher. - die menschen sind allesamt zutiefst erschüttert und