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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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106 B esprechungen<br />

Pohl, Karl: Fichtes Bildungslehre in seinen Schriften<br />

über die Bestimmung <strong>des</strong> Gelehrten. Beihefte<br />

zur Zeitschrift für philosophische Forschung, H. 16. Verlag Anton<br />

Hain, Meisenheim am Glan 1966 (VIII, 80 S., brosch. 11,50 DM).<br />

Von Fichtes politischen Frühschriften — bei Reclam in Leipzig<br />

um ein paar Pfennige zu haben — gab es hierzulande seit Jahrzehnten<br />

keine Einzelausgabe mehr; auch der Nachdruck der Fichte-Ausgabe<br />

von Medicus durch die Wissenschaftliche Buchgesellschaft umfaßt<br />

den Ergänzungsband der staatsphilosophischen Schriften nicht<br />

mit. Um so verdienstvoller ist das anzuzeigende Buch, das endlich die<br />

„<strong>Zur</strong>ückforderung der Denkfreiheit von den Fürsten Europens, die<br />

sie bisher unterdrückten" und den „Beitrag zur Berichtigung der<br />

Urteile <strong>des</strong> Publikums über die französische Revolution" aus ihrer<br />

Verborgenheit in den beiden unerschwinglichen Gesamtausgaben<br />

<strong>des</strong> Philosophen befreit. Die sorgfältige Edition wird ergänzt durch<br />

zwei kleinere Texte: in dem Brouillon einer Tagebuchnotiz von 1788<br />

findet Fichtes Kritik an den sozialen Zuständen zu revolutionären<br />

Formulierungen, bevor die Revolution ausgebrochen war; das Fragment<br />

„Über die Achtung <strong>des</strong> Staats für die Wahrheit" stellt eine<br />

Variante zur „<strong>Zur</strong>ückforderung der Denkfreiheit" dar. Die Einleitung<br />

von Willms informiert zuverlässig sowohl über den biographischen<br />

Hintergrund der Schriften wie über ihren geistesgeschichtlichen<br />

Ort. Im Theoretischen weicht die Analyse <strong>des</strong> Herausgebers<br />

von der in seinem Buch über Fichtes Gesellschaftslehre nicht ab (vgl.<br />

Das Argument 45, 9. Jg., S. 441 ff.).<br />

Seit J. Drechslers anspruchsvollem Unternehmen, die Philosophie<br />

Fichtes zur ,Fundierung' der gegenwärtigen Erziehungswissenschaft<br />

heranzuziehen (vgl. Fichtes Lehre vom Bild, Stuttgart 1955), erwarten<br />

Pädagogen häufiger von der Wissenschaftslehre Antworten auf<br />

ihre Fragen. Die Dissertation von Schindler zeigt, daß solche interdisziplinären<br />

Untersuchungen durchaus fruchtbar sein könnten, sie<br />

belegt zugleich, wie nichtsnutzig diese sind, solange sie lediglich darauf<br />

hinauslaufen, der Pädagogik von heute ein gutes Gewissen bei<br />

großer Philosophie zu besorgen. In einer Interpretation der überaus<br />

belasteten „Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre" von 1794<br />

versucht die Autorin, die Erziehung als eine notwendige Handlung<br />

<strong>des</strong> Geistes zu erweisen. Ohne daß Erziehung in diesem Text thematisch<br />

wäre, soll das Ich, von dem er handelt, in dem Prozeß seiner<br />

Selbstbestimmung konstitutiv auf die Einwirkung eines anderen,<br />

<strong>des</strong> Erziehers, verwiesen sein: „So, wie das Ich gesetzt ist, ist es als<br />

homo educandus gesetzt" (107). Im einzelnen werden vor allem an<br />

Fichtes pragmatischer Geschichte <strong>des</strong> menschlichen Geistes', dem<br />

„Grundriß <strong>des</strong> Eigentümlichen der Wissenschaftslehre" (1795), frappierende<br />

Analogien zum Bildungsprozeß herausgearbeitet, die in der<br />

Tat geeignet erscheinen, die abstrakten Erörterungen Fichtes „zum<br />

Sprechen zu bringen" (177). Ob dieser Fund gar so neu ist, mag dahingestellt<br />

bleiben. Er dürfte im Kern übereinkommen mit der Fichteschen<br />

Einsicht, daß bereits die Urteile der Logik einen gesellschaft-

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