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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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V. Ökonomie 177<br />

liehe Notwendigkeit" und die „langfristigen Zielsetzungen" vertreten,<br />

sondern dem „Traditionalismus", der „Ideologie" und den „kurzfristigen<br />

Interessen" zuneigen (81)? Jedenfalls nicht die großen<br />

Unternehmer.<br />

Moralisch gefährdet sind vielmehr die mittelständischen Schichten,<br />

voran die Bauern (30 ff.), denen er wie dem Bergbau (61 ff.) „Gesundschrumpfung"<br />

empfiehlt, und die Gewerkschaften (9 f., 15 f.).<br />

Mit dem ökonomisch schwachen Mittelstand macht er nicht viel<br />

Umstände, weiß er doch überdies die Ressentiments <strong>des</strong> „kleinen<br />

Manns" auf seiner Seite. Daß er sich der Vertretung <strong>des</strong> „Sozialpartners"<br />

gegenüber mehr <strong>Zur</strong>ückhaltung auferlegt, ist begreiflich,<br />

zumal J. den westdeutschen Gewerkschaften noch eine leidlich am<br />

Gemeinwohl orientierte Tarifpolitik und Aufgeschlossenheit gegenüber<br />

dem technischen Wandel (135) bescheinigen kann. Sie haben<br />

sogar berechtigte Sorgen. Die allein zukunftsträchtige Automatisierung<br />

bedeutet zwar Produktivitätssteigerung, aber macht auch viele<br />

Ungelernte arbeitslos und zwingt zur Umschulung qualifizierter Arbeiter<br />

(164).<br />

J. schildert die Gefahr wachsender Arbeitslosigkeit als Folge fortschreitender<br />

Automatisierung recht eindrucksvoll (135 ff.). Andrerseits<br />

meint er, „eine gute Wirtschaftspolitik" könne „auch in Zukunft<br />

Arbeitslosigkeit, sei es im Gefolge der Automation oder einer<br />

Depression, vermeiden" (158). Nach offiziellen amerikanischen Angaben<br />

muß man aber im Zuge der Automation auf lange Sicht mit<br />

einer Arbeit'slosenquote von wenigstens 3% rechnen. Geht es nur<br />

darum, die Arbeitslosigkeit in Grenzen zu halten, innerhalb derer<br />

sie keine „Rebellion der Überflüssigen" auslöst, vielmehr die Arbeitnehmer<br />

zu Wohlverhalten gegenüber den Unternehmern erzieht?<br />

Seine Vorschläge in Sachen Umschulung und Weiterbildung, abgesehen<br />

von ihrem Stellenwert im Rahmen seiner Konzeption eines<br />

„geplanten" Kapitalismus, sind jedenfalls ein Appell an den ein-<br />

« zelnen, nicht' der letzte zu bleiben, den die Hunde beißen: denn<br />

„die Gefahr der Arbeitslosigkeit (wächst) mit abnehmendem Ausbildungsgrad<br />

steil an" (123).<br />

Breiteren Schichten als bisher müssen Bildungsmöglichkeiten eingeräumt<br />

werden, das erfordert der anwachsende Bedarf an technisch-wissenschaftlichem<br />

Personal. Eine übermäßige Verschwendung<br />

qualifizierter Arbeitskraft liegt daher auch nicht im Interesse der<br />

Unternehmer. Die immer komplizierter werdende Beschäftigtenstruktur<br />

macht die Industrie störungsanfälliger, da die Arbeitnehmer<br />

nicht mehr beliebig austauschbar sind. Das Vertrauen „auf die<br />

Selbstheilungskräfte einer freien Wirtschaft" ist „liberaler Kinderglaube"<br />

(193). Erforderlich ist eine „aktive Arbeitsmarktpolitik"<br />

(163) auf Grundlage langfristiger Prognosen auf dem Gebiet der<br />

Beschäftigtenstruktur (210 f.). Solange die dadurch mögliche Berufslenkung<br />

außer Kontrolle der Betroffenen selbst bleibt, zementiert<br />

sie nur deren Stellung als Objekt der Konzerngewaltigen und ihrer<br />

Gehilfen. Von einer Ausweitung der Mitbestimmung ist aber keine

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