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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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70 Bernd, Schüngel<br />

Das Problem der natürlichen, d. h. technologischen und biologischen<br />

Abhängigkeit der kapitalistischen Industrieländer von den Rohstoffen<br />

der schwach entwickelten Gebiete stellt sich für Bucharin ebensowenig<br />

wie für Lenin und Rosa Luxemburg. Während für<br />

Lenin der Kampf um die Rohstoffe als Kampf der Monopole zur<br />

Ausschaltung der nationalen wie internationalen Konkurrenz vor<br />

allem ein Symptom der verstärkten Konzentration und Zentralisation<br />

<strong>des</strong> Kapitals ist 4 , beachtet Rosa Luxemburg das Rohstoffproblem<br />

überhaupt nicht, da sie den <strong>Imperialismus</strong> allein aus der Unmöglichkeit<br />

erklärt, den Mehrwert ohne „dritte Personen" zu realisieren.<br />

Eine Untersuchung der gegenwärtigen ökonomischen Beziehungen<br />

zwischen kapitalistischen Industrieländern und Dritter Welt muß also<br />

mit einem Problem beginnen, das sich zwar unmittelbar aus den<br />

Grundlagen der marxistischen <strong>Imperialismus</strong>theorie ergibt, das in<br />

deren engeren Erklärungsansätzen jedoch nicht enthalten ist: mit<br />

dem Problem <strong>des</strong> Gebrauchswertes der Rohstoffe aus den abhängigen<br />

Gebieten für den Reproduktionsprozeß der kapitalistischen Industrieländer<br />

und — soweit der jeweilige Gebrauchswert auch aus<br />

inländischen Ressourcen oder durch Substitute bereitgestellt werden<br />

kann — mit der Frage nach den gesellschaftlichen Kostenvorteilen,<br />

die mit der Einfuhr von Rohstoffen aus der Dritten Welt verbunden<br />

sind. Erst mit der Untersuchung <strong>des</strong> Profitinteresses der Monopole<br />

an den Rohstoffen der Dritten Welt und seines Einflusses auf<br />

die Politik der kapitalistischen Staaten beginnt der Versuch der Verifizierung<br />

der von der <strong>Imperialismus</strong>theorie dargestellten konkreten<br />

ökonomischen Motive kapitalistischer Expansion.<br />

das ökonomische Interesse an der Dritten Welt sei dem politisch-ideologischen<br />

untergeordnet, da die wirtschaftliche Expansion „nur" darauf ausgerichtet<br />

sei, einen höheren Gewinn als im Inland zu erzielen. Man<br />

kann nicht auf der einen Seite die Profitrate als „die treibende Macht in<br />

der kapitalistischen Produktion" (Marx) begreifen und andererseits den<br />

Kampf <strong>des</strong> Kapitalismus, ihrem tendenziellen Fall zu entgehen, als nebensächliche<br />

Ausnutzung der ökonomischen Chancen einer autonomen staatlichen<br />

Politik verharmlosen; vgl. z. B. den Aufsatz von Isenberg in diesem<br />

Heft; ferner Marcuse, Herbert: Das Individuum in der Great Society, in:<br />

Ideen zu einer kritischen Theorie der Gesellschaft, Frankfurt 1969, S. 164 ff.<br />

Besonders widersprüchlich ist die Argumentation von Schilling, der im<br />

gleichen Erklärungszusammenhang zunächst das „wesensbestimmende<br />

Hauptziel <strong>des</strong> Neokolonialismus" darin sieht, die Entwicklungsländer „als<br />

Objekt der imperialistischen Ausbeutung (zu) erhalten", dann aber von<br />

einem „Primat der Politik im Neokolonialismus" spricht; Schilling, Hartmut:<br />

Veränderungen in den Grundlagen <strong>des</strong> Kapitalexports in die Entwicklungsländer<br />

als Aspekt <strong>des</strong> Zusammenhangs zwischen Neokolonialismus<br />

und Kapitalistischem Reproduktionsprozeß, in: Wirkungsmechanismus<br />

<strong>des</strong> ökonomischen Wachstums, Schriften <strong>des</strong> Instituts für Wirtschaftswissenschaften<br />

Nr. 29, Berlin-DDR 1968, S. 223.<br />

4 Lenin, V. I.: Der <strong>Imperialismus</strong> als höchstes Stadium <strong>des</strong> Kapitalismus,<br />

Berlin-DDR 1951, S. 89 ff. Ähnlich argumentiert Bucharin in seiner<br />

älteren Schrift: <strong>Imperialismus</strong> und Weltwirtschaft, Wien-Berlin 1929,<br />

S. 101 ff. (verfaßt 1915).

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