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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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Peter Strotmann<br />

Der Zusammenbruch <strong>des</strong> kapitalistischen<br />

Entwicklungsmodells in der Dritten Welt<br />

I. Fragen der <strong>Imperialismus</strong>theorie<br />

Die <strong>Imperialismus</strong>theorien der 20er Jahre bestimmen auch heute<br />

noch die Fragestellungen nach dem Verhältnis von Erster und Dritter<br />

Welt und nach dem Mechanismus, der imperialistische Kriege (z. B.<br />

in Vietnam, Kongo oder Santo-Domingo) aus dem kapitalistischen<br />

System entstehen läßt. Die (nur sehr grob zu unterscheidenden)<br />

3 Schulen in der <strong>Imperialismus</strong>diskussion vor und nach dem ersten<br />

Weltkrieg gingen aus der permanenten Krisensituation dieser Jahre<br />

hervor. Sie unterschieden sich im wesentlichen in ihrer Bestimmung<br />

der Ursachen und Motivationen <strong>des</strong> <strong>Imperialismus</strong>.<br />

Die eine Gruppe (Luxemburg, Sternberg) geht von der Unterkonsumtionstheorie<br />

aus: Da die Löhne und somit die Massenkaufkraft<br />

zu niedrig sind und nicht ausreichen, um alle Waren zu absorbieren<br />

(Realisierungsschwierigkeiten), ist der Kapitalismus auf den Export<br />

von Waren in vorindustrielle Gebiete angewiesen. Eine andere, weit<br />

größere Gruppe (Hobson, Lenin, Hilferding, Grossmann) betont die<br />

starke Konzentration und Zentralisation <strong>des</strong> Kapitals, die stark<br />

überhöhte Profite und (bei Annahme eines verengten heimischen<br />

Marktes) daher ungehemmte Suche nach Anlagemöglichkeiten <strong>des</strong><br />

immer wachsenden Kapitals hervorruft. Eine dritte Gruppe (vor<br />

allem Bucharin) behauptet, daß der Monopolkapitalismus nicht wegen<br />

Absatzschwierigkeiten oder fehlender Anlagemöglichkeiten im<br />

Innern, sondern wegen der höheren Profite, die in den Kolonien<br />

und abhängigen Gebieten viel schneller und unter weniger Aufwand<br />

zu erzielen sind, zur imperialistischen Unterdrückung fremder Nationen<br />

greift.<br />

Die ersten beiden Positionen sehen den <strong>Imperialismus</strong> der 20er<br />

Jahre in folgendem ökonomischen Zwangszusammenhang begründet:<br />

Weil dem Kapitalismus die innere Expansion aus strukturellen<br />

Gründen unmöglich ist, besteht die einzige Möglichkeit zur Rettung<br />

<strong>des</strong> Systems in der Expansion nach außen. Ohne dieses Ventil würde<br />

nach dieser Ansicht das System zusammenbrechen. Bucharin hingegen<br />

bezweifelt die Notwendigkeit <strong>des</strong> Zusammenbruchs und sieht<br />

das Hauptmotiv der imperialistischen Ausbeutung der Dritten Welt<br />

darin, daß der Kapitalismus hier den Weg <strong>des</strong> geringsten Widerstan<strong>des</strong><br />

geht und bequeme Extraprofite zu erbeuten sucht.<br />

Inzwischen haben vor allem zwei Ereignisse das Gesamtbild <strong>des</strong><br />

Spätkapitalismus und damit auch die Motivationsstruktür <strong>des</strong> Neoimperialismus<br />

entscheidend verändert:

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