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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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64 Hans-Georg Isenberg<br />

und ihrer Anpassung an westliche Leitbilder dienstbar machen läßt,<br />

sie fördert zugleich die kritische Bewußtwerdung der verelendeten<br />

Massen in den Entwicklungsländern 48 . Diese politische Implikation,<br />

die weder im Interesse der imperialistischen Mächte noch der heimischen<br />

Oligarchien liegt, mag neben der ökonomischen Überlegung,<br />

daß Primärausbildung kurzfristig unrentabel ist 50 , der Grund dafür<br />

sein, daß sich die westlichen Entwicklungshilfeprogramme auf dem<br />

Sektor der technischen und sozialen Hilfe zurückhalten 51 .<br />

VIII.<br />

Die bislang aufgewiesenen Bedingungszusammenhänge, die die<br />

Entwicklungshilfe — sei es als Kapitalhilfe, kommerzielle, technische<br />

oder soziale Hilfe — als wirksames Instrument der gegenwärtigen<br />

imperialistischen Politik der westlichen Industrienationen und ihrer<br />

wirtschaftlichen Großorganisationen sichtbar werden ließen, erhellen,<br />

daß der Befreiungskampf der Völker der Dritten Welt, der sich<br />

ursprünglich gegen die Kolonialherrschaft richtete, mit der Erringung<br />

der formalen nationalen Unabhängigkeit noch nicht sein Ende<br />

finden kann. Nationale Unabhängigkeit garantiert noch nicht Selbstbestimmung<br />

der Entwicklungsländer. Politische Entscheidungen über<br />

Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung und über Fragen<br />

der Organisation der Auslandsbeziehungen, die mit dem Prozeß der<br />

Überwindung <strong>des</strong> sozio-ökonomischen underdevelopment eng verknüpft<br />

sind, können solange nicht autonom gefällt werden, solange<br />

ihre ökonomische und politische Abhängigkeit von den ehemaligen<br />

Kolonialmächten andauert. Art und Intensität der wirtschaftlichen<br />

Beziehungen zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern<br />

installieren einen Mechanismus eines abhängigen Wachstums 52 . Die<br />

Industrieländer werden sich auch weiterhin mit Hilfe <strong>des</strong> technischen<br />

Fortschritts und der Organisation ihres Wirtschafts- und Gesellschaftsprozesses<br />

vom Austausch mit den Entwicklungsländern zunehmend<br />

unabhängig machen können, während das wirtschaftliche<br />

Wachstum der Entwicklungsländer eine Funktion ihres Exports in<br />

die Industrieländer und der aus den Industriestaaten eingeführten<br />

Investitionen und Neuerungen bleiben wird. Es wird ein Prozeß in<br />

Gang gesetzt bzw. aufrechterhalten, der es den Entwicklungsländern<br />

49 Vgl. Geiss, a.a.O., S. 232 und Deppe-Wolfinger, H., Zum Verhältnis<br />

von Bildung und Gesellschaft in Entwicklungsländern, in: Das Argument,<br />

Nr. 38, 1966, S. 212.<br />

50 Vgl. Deppe-Wolfinger, a.a.O., S. 214.<br />

51 Der Anteil der technischen und sozialen Hilfe an den gesamten<br />

bilateralen Leistungen der DAC-Staaten umfaßte 1965 etwa 18%. 1966<br />

betrug die multilaterale technische und soziale Hilfe nicht mehr als etwa<br />

ein Achtel der entsprechenden gesamten bilateralen Hilfe. Vgl. Handbuch,<br />

a.a.O., II E 10, 54. Lieferung, Februar 1967, S. 45 f.<br />

52 Vgl. Alemann, R. T., Die Theorie der peripherischen Wirtschaft, in:<br />

Weltwirtschaftliches Archiv, Bd. 74 (1955 I), S. 13 und Perroux, a.a.O.,<br />

S. 227.

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