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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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58 Hans-Georg Isenberg<br />

entscheidend beeinflußt werden, stellen den ökonomischen und politischen<br />

Hintergrund der imperialistischen Entwicklungshilfepolitik<br />

dar. Dadurch, daß sich infolge steigender Importüberschüsse der<br />

Entwicklungsländer deren Devisenlage und damit die Aufnahmefähigkeit<br />

ihrer Märkte für Industrieerzeugnisse verschlechtert 28 , gelingt<br />

den hochentwickelten kapitalistischen Industrienationen die<br />

Durchsetzung einer Marktstrategie, die die Erschließung und Eroberung<br />

dieser Absatzmärkte auf dem Weg der Sanierung der Entwicklungsländer<br />

durch Handelskredite vorsieht. Gleichzeitig bietet sich<br />

den Industrieländern die Möglichkeit, die durch mangelnde Kapitalbildung<br />

in den Entwicklungsländern sich auftuende Investitionslücke<br />

— Folge der tradierten und mit imperialistischer Unterstützung<br />

aufrechterhaltenen Herrschafts- und Wirtschaftsstrukturen und der<br />

Verschlechterung der Außenhandelssituation der Entwicklungsländer<br />

— durch eigene Kapitalinvestitionen zu schließen.<br />

Handelskredite und Direktinvestitionen beschleunigen den Prozeß<br />

der Verschuldung der Entwicklungsländer 27 und schaffen weitere<br />

Abhängigkeiten von der Entwicklungshilfe und damit von den kapitalistischen<br />

Industrienationen 28 . Aber nur dadurch, daß Entwicklungshilfe<br />

als politisches Instrument zur Durchsetzung bzw. Konsolidierung<br />

marktwirtschaftlich-kapitalistischer Verhältnisse in den Entwicklungsländern<br />

eingesetzt wird, können weitere Ausbeutungs- und<br />

Übervorteilungsbeziehungen erhalten bleiben und die Voraussetzungen<br />

für eine Partizipation der Kapitalinteressen an den Entwicklungserfolgen<br />

der Volkswirtschaften der Dritten Welt geschaffen<br />

werden. Entwicklungshilfepolitik verfolgt das erklärte Ziel, in den<br />

Entwicklungsländern die Voraussetzungen zur Entfaltung bzw. Sta-<br />

26 Die Welteinfuhr in v. H. ohne Ostblockländer und Kuba hat sich<br />

wie folgt entwickelt:<br />

Einfuhr (cif) 1960 1962 1964 1965 1966<br />

Industrieländer 75,2 76,5 78,1 78,7 79,2<br />

Entwicklungsländer 24,8 23,5 21,9 21,3 20,8<br />

Vgl. Die Weltwirtschaft, a.a.O., S. 26.<br />

27 Für den Schuldendienst verwenden manche Entwicklungsländer bereits<br />

25 bis 30 % und mehr der ihnen neu aus Industrieländern zufließenden<br />

Mittel. Vgl. Schmitt, M., Die Rolle der privaten Investitionen in der<br />

Entwicklungshilfe, in: Weltwirtschaftliche Probleme der Gegenwart,<br />

Schriften <strong>des</strong> Vereins für Socialpolitik, N.F. Bd. 35, Berlin 1965, S. 622.<br />

28 Ein jährlicher Kapitalstrom aus kapitalistischen Industrieländern<br />

von 8 Milliarden Dollar entspricht ungefähr 25 bis 30% der gesamten<br />

Bruttoinvestitionen der Entwicklungsländer (vgl. Kristensen, Th., Die<br />

wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Westen und den Entwicklungsländern,<br />

in: Kieler Vorträge, N.F. 22, Kiel 1962, S. 3, vgl. auch<br />

Handelsblatt vom 2. Oktober 1967, S. 3). Die Schlußfolgerungen, daß Einschränkungen<br />

in der Kapitalhilfe notwendig zu unübersehbaren Rückschlägen<br />

in den Entwicklungsländern führen müssen, treffen so lange zu,<br />

als sich der Entwicklungs- und Industrialisierungsprozeß in den Ländern<br />

der Dritten Welt nach marktwirtschaftlich-kapitalistischem Muster vollzieht.

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