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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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40 Peter Strotmann<br />

wendig wäre), so wird damit ein ungeheurer Kapitalbedarf und zugleich<br />

ein kaufkräftiger Markt für diese Massengüter notwendig.<br />

Bei<strong>des</strong> ist aber mit den traditionellen Mitteln der Marktwirtschaft,<br />

auch unter Einsetzung moderner fiskalischer und monetärer Mittel,<br />

nicht zu erreichen. Notwendig ist entweder ein „big push" 17 , d. h.<br />

massiver Kapitalimport und simultaner Aufbau komplementärer<br />

Industrien oder aber eine fundamentale Umorganisierung von Wirtschaft<br />

und Gesellschaft.<br />

c) Marktstrukturen und „demonstration effects"<br />

Die offene Abhängigkeit der früheren Kolonien und heutigen EL<br />

von ihren „Mutterländern" hatte zur Folge, daß die Entwicklung<br />

einer „nationalen Bourgeoisie" aus Konkurrenzgründen systematisch<br />

verhindert wurde. Es konnte sich keine Mittelklasse bilden, die wie<br />

in Europa die feudale Struktur dieser Länder in eine kapitalistische<br />

umwandelte und somit einen eigenen Industrialisierungsprozeß initiierte.<br />

Dabei fehlte es keineswegs an Unternehmertalenten, wie die<br />

große Zahl an Händlern und Mittelsmännern beweist. Auch nachdem<br />

diese Länder ihre formale politische Unabhängigkeit erreicht<br />

hatten, konnten sich diese potentiellen Unternehmer meist nicht<br />

gegen die finanzielle Übermacht ausländischer Konzerne behaupten.<br />

Selbst wenn das jedoch möglich war (wie teilweise in Lateinamerika),<br />

so zeigten sich wegen <strong>des</strong> inzwischen fortgeschrittenen<br />

Stands der Technik dieselben Konzentrations- und Monopolisierungstendenzen<br />

wie in den Industrieländern, jedoch auf einer anderen<br />

Basis. Während sich dort zumin<strong>des</strong>t partiell noch „countervailing<br />

powers" bilden konnten, so ist das in den EL wegen der geringen<br />

absoluten Nachfrage kaum möglich. Die negativen Auswirkungen<br />

der Durchmonopolisierung der Wirtschaft sind in den Industrieländern<br />

schon gravierend genug, in den EL jedoch weit schwerwiegender<br />

(was sich vor allem in den niedrigen Kapazitätsauslastungsraten<br />

z. B. in Indien und Lateinamerika zeigt).<br />

Eine der wesentlichsten Eigenschaften der europäischen frühindustriellen<br />

Periode war der „Asketismus, seine Entsagung, seine Selbstaufopferung,<br />

die Sparsamkeit und Frugalität, das Verachten der<br />

weltlichen, zeitlichen und vergänglichen Genüsse, das Nachjagen nach<br />

dem ewigen Schatz" 18 . Dadurch wurden die hohen Investitionen<br />

möglich gemacht. Inzwischen wirkt jedoch der hohe Lebensstandard<br />

der nördlichen Erdhälfte auf das Konsumniveau der feudalen oder<br />

großbürgerlichen Schichten der Dritten Welt 19 . Hier hat er eine ambivalente<br />

Funktion: einmal zeigt er, daß materieller Wohlstand<br />

tum und Planung", Frankfurt (EVA) 1968, und J. Robinson: Economic<br />

Philosophy, London 1964, S. 115.<br />

17 Siehe P. N. Rosenstein-Rodan: Problems of Eastern and South<br />

Eastern Europe, Agarwala a.a.O., S. 245.<br />

18 K. Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie (Rohentwurf)<br />

Berlin 1953, S. 143.<br />

19 R. Nurske: Some International Aspects of Economic Development,<br />

Agarwala a.a.O., S. 264 f.

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