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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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134 B esprechungen<br />

Weiterhin zeigt' sich der Autor erstaunt über die relativ positive<br />

Beurteilung der Neger in der ersten Befragung, „da ja gerade hier<br />

die Möglichkeit besteht, eine ,outgroup' zu konstituieren und auf sie<br />

negative Vorstellungen zu projizieren" (54). Als ob das Bedürfnis zur<br />

Projektion proportional zur räumlichen Entfernung zwischen zwei<br />

Gruppen wüchse! Und als ob fehlende äußere Merkmale nicht mit ausgezeichneter<br />

Wirkung durch Erkennungszeichen, wie z. B. Judensterne,<br />

ersetzt werden könnten!<br />

Folgerichtig ist es auch, daß nicht deutlich zwischen Vorurteilen<br />

und Vor-Urteilen, vorläufigen Urteilen, unterschieden wird und <strong>des</strong>halb<br />

eine brauchbare Analyse <strong>des</strong> Ergebnisses der 2. Umfrage gar<br />

nicht möglich ist. Die Frage — zu der das Ergebnis der 2. Umfrage<br />

durchaus Anlaß sein könnte—, ob nicht etwa durch denExperimentalunterricht<br />

nur die vorläufigen Urteile einiger Jugendlicher geändert,<br />

bei anderen dagegen die tatsächlich bestehenden Vorurteile gerade<br />

durch „ethischen Appell" und „sachliche Information" verstärkt wurden,<br />

wird an keiner Stelle erwogen; dabei wird von vielen Autoren<br />

immer wieder darauf hingewiesen, daß gerade das echte Vorurteil<br />

auf Grund seiner Stütz- und Schutzfunktion um so heftiger und aggressiver<br />

verteidigt wird, je mehr man es durch „ethischen Appell"<br />

oder „sachliche Information" zu widerlegen sucht.<br />

Bedenklich ist das Gewicht, das auf die Person <strong>des</strong> Lehrers, der den<br />

Experimentalunterricht durchführt, gelegt wird (er soll Klassenlehrer<br />

sein und möglichst zur jüngeren Generation gehören), oder die<br />

Vorstellung, daß der Schüler seine Vorurteile auf Grund der Anpassung<br />

an bestimmte Gruppennormen — die z. B. „tolerantes" Verhalten<br />

verlangen — aufgeben solle. Auch hier wird nicht erwogen, was<br />

aus einer durch Lern- und Anpassungsprozesse erworbenen „Toleranz"<br />

wird, wenn plötzlich andere Lehrer oder „Führer" auftreten<br />

und sich andere Gruppennormen durchsetzen.<br />

Bedenklich ist auch das Arbeiten mit unreflektierten Voraussetzungen<br />

wie z. B. der, „daß insbesondere die jüngeren Schüler nicht<br />

ohne die feste Verbindung von Information, Wertung und Norm auskommen<br />

— was den meisten Lehrern irgendwie (!) geläufig ist" (136).<br />

Wenn schließlich mit Befriedigung festgestellt wird, daß es den<br />

Lehrern gelungen sei, extreme Einstellungen zu modifizieren—als sei<br />

„Extremität" das entscheidende Merkmal einer Einstellung; wenn<br />

ganz selbstverständlich gesagt wird, daß ein Lehrer „einlenken"<br />

mußte, als Schüler im Zusammenhang mit dem nordamerikanischen<br />

Sklavenhandel äußerten, „die wahren Wilden seien die Weißen"<br />

(87); wenn bei der Anwendung der Methode A etwa folgende Gedanken<br />

leitend sein sollen: „Die Erde hat Platz für alle. Bei gutem Willen<br />

können wir miteinander auskommen" (84); wenn bei der Methode I<br />

als Informationsmaterial an erster Stelle Broschüren der Bun<strong>des</strong>zentrale<br />

für politische Bildung genannt werden; wenn völlig unkritisch<br />

davon die Rede ist, daß wir in einer freiheitlichen, demokratischen<br />

Gesellschaft leben — dann kann abschließend nur festgestellt werden,

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