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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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94 Bernd, Schüngel<br />

In letzter Zeit entfalten in Westdeutschland Staat und Industrie<br />

eine verstärkte gemeinsame Aktivität, um die Rohstoffversorgung<br />

über direkte Beteiligungen an der Ausbeutung der Ressourcen in der<br />

Dritten Welt zu sichern. Die nach internationalem Maßstab kleinen<br />

deutschen Ölunternehmungen wollen sich zu einer Erdölversorgungsgesellschaft<br />

zusammenschließen, 'die hohe staatliche Finanzhilfen zur<br />

Erkundung und Ausbeutung von Rohölvorkommen erhalten wird 80 .<br />

Eine bisher nicht veröffentlichte Studie <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>wirtschaftsministeriums<br />

über die westdeutsche Rohstoffversorgung bis zum Jahre<br />

2000 deckte empfindliche Lücken vor allem im Bereich der Eisenerze<br />

und der Basismetalle auf. Um die zukünftige Versorgung zu sichern,<br />

ohne in Abhängigkeit von der Preispolitik ausländischer Konzerne<br />

zu geraten, will die Bun<strong>des</strong>regierung die verstärkte Tätigkeit der<br />

deutschen metallverarbeitenden Industrie im Ausland mit Schürfsubventionen<br />

unterstützen 87 .<br />

Die Auswirkungen der durch Direktinvestitionen und deren staatliche<br />

Absicherung gekennzeichneten neokolonialen Expansion auf die<br />

Entwicklungsländer können hier nicht analysiert werden. Snider<br />

stellt zu Recht fest, daß sich die amerikanische Tätigkeit in der<br />

Dritten Welt am kolonialen Vorbild orientiert 88 , also allein die<br />

Interessen <strong>des</strong> Kapitalexporteurs berücksichtigt 89 .<br />

(wird fortgesetzt)<br />

86 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. 2. 1969<br />

87 Der Spiegel, 23. Jg., Nr. 5 vom 27. 1. 1969, S. 38 ff.; vgl. das Interview<br />

mit Hermann Josef Abs in: ebd., Nr. 1/2 vom 6. 1. 1969, S. 37—48, bes.<br />

S. 40 ff.<br />

88 Auf die doppelte Entschärfung dieses realistischen Begriffs durch<br />

„sogenannt" und Gänsefüßchen kann er als bürgerlicher Ökonom offensichtlich<br />

nicht verzichten; Snider: Introduction..., a.a.O., S. 130.<br />

89 In der Sprache der Positivisten klingt das so: „Inbesondere haben<br />

Anlagen für Verkehrsmittel, die der eingeführten Technik und dem eingeführten<br />

Kapital zu verdanken sind, in vielen Fällen die Erzeugung von<br />

Gütern bedeutend gesteigert, welche die ausleihenden Länder nur<br />

mit großer Schwierigkeit für sich allein produzieren konnten. Es wurden<br />

z. B. die Eisenminen im Innern von Chile und in Nordafrika erreichbar<br />

und hierdurch das Angebot von hochwertigen Erzen gesteigert. — Es ist<br />

nicht nötig, länger bei der einleuchtenden Tatsache zu verweilen, daß das<br />

Wachstum solcher Industrien, die eher kooperativ als konkurrierend sind,<br />

vom Gesichtspunkt der führenden Industrie <strong>des</strong> Kapital exportierenden<br />

Lan<strong>des</strong> aus gesehen, die Tendenz hat, die Austauschbedingungen im internationalen<br />

Handel in eine für diese vorteilhafte Richtung zu lenken";<br />

Ohlin, Bertil: Die Beziehungen zwischen internationalem Handel und internationalen<br />

Bewegungen von Kapital und Arbeit, in: Theorie der internationalen<br />

Wirtschaftsbeziehungen, Hrsg. Klaus Rose, Köln-Berlin 1965,<br />

S. 49. — Daß es sich sehr wohl lohnt, bei dieser einleuchtenden Tatsache<br />

zu verweilen, beweist Jürgensen, der die Auswirkungen der heutigen<br />

Form <strong>des</strong> Kapitalexports auf den Wachstumsprozeß der ökonomisch<br />

schwach entwickelten Nehmerländer ohne Apologetik untersucht und zu<br />

Ergebnissen kommt, die die Möglichkeit einer Kapitalakkumulation selbst<br />

im Rahmen kapitalistischer Zielvorstellungen unter den gegenwärtigen Bedingungen<br />

grundsätzlich in Frage stellen; Jürgensen: Die Funktionen <strong>des</strong><br />

Kapitalexports . . ., a.a.O., S. 62 ff. u. S. 79.

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