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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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120 B esprechungen<br />

Schmidt, Regina, und Egon Becker: Reaktionen auf politische<br />

Vorgänge. Drei Meinungsstudien aus der Bun<strong>des</strong>republik.<br />

Frankfurter Beiträge zur Soziologie Bd. 19. Europäische Verlagsanstalt,<br />

Frankfurt/Main 1967 (160 S., kt., 14,— DM/Ln.,<br />

20.,— DM).<br />

Intention <strong>des</strong> Buches ist, das Verhältnis der westdeutschen Bevölkerung<br />

zur Demokratie anhand empirischen Materials genauer zu<br />

bestimmen. Die Analyse stützt sich auf drei getrennt angelegte Studien,<br />

die das Institut für Sozialforschung in der ersten Hälfte der<br />

60er Jahre zu einigen aktuellen politischen Ereignissen durchführte:<br />

zur Spiegelaffäre (1962), zum Metallarbeiterstreik in Baden-Württemberg<br />

(1963), zum Eichmann-Prozeß (1961 und 1962). Zusätzlich<br />

wurden vergleichbare Teilergebnisse aus Untersuchungen der kommerziellen<br />

Meinungsforschung herangezogen.<br />

Auf die methodische Seite der drei Studien wird hier nicht näher<br />

eingegangen. Nur soviel sei gesagt: Es handelte sich bei den Erhebungen<br />

um sog. Quickies, um kurzfristig geplante Untersuchungen<br />

von unterschiedlicher Stichprobengröße und -reichweite (teilweise<br />

nur Frankfurter Bevölkerung, teilweise Bun<strong>des</strong>bevölkerung). Auch<br />

im Buch selbst ist diese methodische Seite sehr knapp gehalten: Im<br />

Anhang findet man nur die verwandten Fragebogen; man vermißt<br />

an dieser Stelle Angaben über den Zeitraum der Untersuchungsdurchführung<br />

sowie über Größe und Radius der Stichproben; hierüber<br />

erfährt man nur etwas in einer Fußnote (22).<br />

Die drei Studien liegen inhaltlich auf verschiedenen Ebenen. Die<br />

Äußerungen zur Spiegelaffäre und zum Metallarbeiterstreik enthüllen<br />

vor allem die Inkonsistenz <strong>des</strong> politischen Bewußtseins der<br />

bun<strong>des</strong>republikanischen Bevölkerung. Die Untersuchung zum Eichmann-Prozeß<br />

zielt auf eine spezifische Dimension <strong>des</strong> Problems: auf<br />

den Umgang mit den aus der Vergangenheit stammenden Schuldgefühlen.<br />

Dabei zeigt sich, daß der Prozeß gegen Eichmann im fernen<br />

Israel — im Gegensatz zum Frankfurter Auschwitzprozeß — es<br />

offensichtlich vielen ermöglichte, ohne allzu große innere Widerstände<br />

in ihm stellvertretend eigene Schuldgefühle abzuurteilen.<br />

Der Interpretation der heterogenen Untersuchungsergebnisse liegt<br />

ein einheitlicher theoretischer Bezugsrahmen (vgl. Einleitung, 11—24)<br />

zugrunde: ein emphatischer Begriff von Demokratie und Öffentlichkeit,<br />

wie er insbesondere in den Arbeiten von Habermas („Strukturwandel<br />

der Öffentlichkeit") und anderen („Student und Politik")<br />

entfaltet wurde. Danach wird politisches Bewußtsein gemessen an<br />

drei Kriterien: Informiertheitsgrad, Bereitschaft zu aktiver politischer<br />

Beteiligung und Urteilsfähigkeit der Bürger. Dieses dritte Kriterium,<br />

die radikale Frage, ob die Bürger imstande sind, politische<br />

Einzelphänomene in jeweils größeren politischen bzw. gesellschaftlichen<br />

Zusammenhängen zu verstehen, sie z. B. auf den Rahmen der<br />

Verfassung zu beziehen — dieses Kriterium erweist sich im Verlauf<br />

der Analyse als das bedeutsamste.<br />

In allen drei Studien zeigen die Meinungen der Befragten eine

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