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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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<strong>Imperialismus</strong> und, Kampf dagegen 21<br />

den Realismus der „Bilder" (im Sinne vom screen- and TV-plays)<br />

nicht mehr von der bildgewordenen Realität unterscheiden kann 11 ,<br />

das gilt nun auch schon von diesen Akteuren. Auch sie wissen nicht<br />

mehr, ob sie dabei sind, Blut zu vergießen oder nur Farbe; denn was<br />

als Farbe beginnt, das endet oft, da die Exekutive nicht mit sich<br />

spielen läßt, als wirkliches Blut.<br />

So entwarfen z. B. die Yippies (Youth International Party) die bewußt<br />

abstrusesten utopischen Juxideen (etwa während der Democratic<br />

Convention den O'Hare-Flughafen von Chicago zu besetzen),<br />

und die Exekutive, die ja bekanntlich noch niemals Spaß verstanden<br />

hat, war natürlich auch diesmal unfähig, diesen Juxplan als Jux zu<br />

begreifen, vielmehr nahm sie diesen ernst, genauso ernst, wie die<br />

Frankfurter Gerichte die von einigen „Kommunarden" höhnisch formulierte<br />

Aufforderung, Warenhäuser in Brand zu setzen ernst nahmen<br />

und außerstande blieben, diese als Hohn (auf heute übliche,<br />

vom Establishment selbst durchgeführte, Brandstiftungen viel größeren<br />

Maßstabes) zu begreifen. Freilich gehört es eben zum dialektischen<br />

Wesen dieser Juxideen, daß sie unausgesprochen besagen:<br />

„Was Ihr, das Establishment, als Eure Welt tierisch ernst nehmt, das<br />

ist gewissermaßen selbst ein Jux, der es nicht verdient, von ernsthaften<br />

Menschen ernstgenommen zu werden." Der Unernst ist mithin<br />

eine dialektische Methode, um den Unernst <strong>des</strong> sich tierisch ernst<br />

gebenden Gegners offenbar zu machen und anzuprangern. Andererseits<br />

gilt — und auch das ist natürlich dialektisch —, daß, wenn die<br />

Opposition <strong>des</strong>halb einen Jux anstellt, weil sie das Establishment dazu<br />

verführen möchte, diesen als ernst mißzuverstehen und durch ernste<br />

Bekämpfung, also durch blutige Niederschlagung <strong>des</strong> Juxes, seinen<br />

repressiven Charakter öffentlich zu enthüllen —, daß die Opposition<br />

damit den Juxcharakter ihres Juxes selber aufhebt. Denn kein Jux,<br />

<strong>des</strong>sen raison d'être darin besteht, mißverstanden zu werden und<br />

der darauf abzielt, den Gegner zum ernsten Zuschlagen zu provozieren,<br />

kann noch im Ernst behaupten, ein Jux zu sein. Vielmehr ist er<br />

(was nicht gegen ihn spricht, vermutlich ist er als Waffe heute ebenso<br />

unentbehrlich wie früher die Karikatur) dann eben ein als Jux<br />

getarnter Ernst. Und von den Juxmachern zu behaupten, sie trieben<br />

Jux, wäre, da sie sich ja den Jux machen, das Juxmachen nur zu<br />

spielen, falsch. Wer nur so tut, als wenn er Jux treibt, also wer seinen<br />

Jux nur treibt, um zu tarnen, daß er es ernst meint, der darf<br />

nicht darüber klagen, daß er ernstgenommen, also wirklich bekämpft<br />

wird.<br />

PS Überflüssig zu erklären, daß die ihren Ernst als Jux kostümieren,<br />

nicht einfach Theater spielen. Im Gegenteil sind sie offensichtlich<br />

die Antipoden von Schauspielern, da Schauspieler ja ihren<br />

Jux als Ernst kostümieren und vom Zuschauer verlangen, daß er<br />

ihre „Bretter" erschüttert als „Welt" wichtig nehme.<br />

11 Tatsächlich werden heute ja wirkliche Morde arrangiert, damit<br />

diese als Fernsehbilder vorgeführt werden können (Mondo Cane-Skandal).

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