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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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IV. Soziale Bewegung und Politik 171<br />

dammung und Zustimmung. Während die meisten Führungen der<br />

kommunistischen Parteien im Westen, darunter die französische,<br />

Kritik üben, mit Vermeidung extremer Positionen, gehört Roger<br />

Garaudy („Réalisme sans Rivages"), Mitglied <strong>des</strong> <strong>Politischen</strong> Büros<br />

der KPF, zu jenen, die verdammen. Einer Anthologie von Texten<br />

zum tschechoslowakischen Reformkurs (Dubcek, Ota Sik, Radovan<br />

Richta, Frantisek Chamalik, Gustav Husak, Jiri Hajek, Eduard Goldstücker)<br />

stellt er ein „Vorwort" voran, das mit den Worten schließt:<br />

„Voilà, warum sie (die Kommunisten) die Invasion vom 21. August<br />

verdammen als ein Verbrechen gegen die Hoffnung, ein Verbrechen<br />

gegen den Sozialismus, ein Verbrechen gegen die Zukunft" (24).<br />

Garaudys Beweisführung beruht auf dem Gedanken, daß die<br />

Tschechoslowakei, ähnlich wie Frankreich, im Gegensatz zur Sowjetunion<br />

und den andern sozialistischen Ländern, ein industriell entwickeltes<br />

Land mit demokratischer Tradition ist; erst durch die<br />

Nachahmung <strong>des</strong> sowjetischen Aufbaumodells, das anderen Voraussetzungen<br />

entspricht, sei die CSSR in jene Schwierigkeiten geraten,<br />

die zu beheben die Kehrtwendung <strong>des</strong> Januar-Plenums bestimmt<br />

war. Die Demokratisierung in den Bereichen der Wirtschaft, der Gesellschaft,<br />

der Partei sollten den Elan der Massen wecken, ohne den<br />

es keinen sozialistischen Aufbau gibt. Auf diese Weise sollte der Sozialismus<br />

einer Renaissance zugeführt werden.<br />

Nichts grundsätzlich Neues sagt der Autor, das Spezifische liegt im<br />

Tonfall. Mangels kritischer Distanz verliert sich die Analyse nicht<br />

selten im Hymnus. Garaudy bewegt sich mehr in Resolutionen als in<br />

Realitäten; so kommt es, daß er Wünsche für Wirklichkeiten ansieht.<br />

Mit keinem Wort erwähnt er, was inzwischen die Führer der Reform<br />

selbst zugegeben haben, daß nämlich im Rausch der Erneuerung<br />

Fehler gemacht wurden. Die Reformer haben den Druck unterschätzt,<br />

der, sobald die dogmatische Starre aufgebrochen war, von Kräften<br />

ausgeübt worden ist, denen nicht die Verbesserung <strong>des</strong> Sozialismus,<br />

sondern seine Liquidierung am Herzen lag. Die totale Freigabe der<br />

Massenmedien hat den Dynamismus der Führung in die Hand von<br />

Journalisten und Schriftstellern gelegt, die, so gut oder so schlecht<br />

ihre Absichten gewesen sein mögen, jedenfalls niemandem verantwortlich<br />

waren. Garaudy geht darüber hinweg, daß der Demokratisierungsprozeß<br />

nicht im luftleeren Raum, sondern auf dem Kampfplatz<br />

der Klassen vor sich geht. Gemeineigentum an den Produktionsmitteln<br />

für sich allein bietet, sobald der bewußtseinsbildende<br />

Mechanismus der sozialistischen Staatsmacht dieser aus den Händen<br />

gleitet, keine genügend starke Sicherung gegen die Gefahr, daß die<br />

Grenze zwischen sozialistischer und bürgerlicher Demokratie überschritten<br />

wird. Gewiß, sowjetische Panzer bringen erst recht keine<br />

Stärkung <strong>des</strong> sozialistischen Bewußtseins in das fremde Land.<br />

Garaudys „Vorwort" ist von der „Humanité" scharf angegriffen<br />

worden (5. Oktober 1968) mit der Begründung, es sei unzulässig, das<br />

tschechoslowakische Modell als allgemein — also auch für Frankreich<br />

— gültig zu empfehlen. Unzulässig sei es, von einer „Wiedergeburt<br />

<strong>des</strong> Sozialismus" zu sprechen, als ob dort der Sozialismus be-

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