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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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86 Bernd, Schüngel<br />

Die in den meisten Fällen fehlende und nie besonders gravierende<br />

Zollbelastung der Rohstoffe besagt jedoch keineswegs, daß diese in<br />

jeder Menge ungehindert Zugang zu den Binnenmärkten der kapitalistischen<br />

Industrieländer haben. Abgesehen davon, daß die internationalen<br />

Rohstoffmärkte überwiegend Käufermärkte sind, die gehandelten<br />

Mengen also nicht von der Liefermöglichkeit der Entwicklungsländer,<br />

sondern in erster Linie vom Bedarf der Industrieländer<br />

bestimmt werden, haben sich protektionistische Maßnahmen außerhalb<br />

der Zollpolitik als äußerst wirksam in der Beschränkung der<br />

Rohstoffausfuhren erwiesen. Vor allem der Handel mit Nahrungsmitteln<br />

der gemäßigten Zone einschließlich der mit ihnen konkurrierenden<br />

tropischen Produkte stößt auf Mengenbeschränkungen in der<br />

Form von Quoten und Kontingenten, mit denen die Industrieländer<br />

ihren eigenen Agrarsektor schützen 50 . Die EWG erhebt Ausgleichsabgaben<br />

(sog. Abschöpfungen) in der Höhe der Differenz vom administrativ<br />

festgesetzten, an den Produktionskosten der eigenen Landwirtschaft<br />

orientierten Inner-Block-Preds und dem Import- bzw.<br />

Weltmarktpreis 51 . — Selbst die nicht substituierbaren Nahrungsund<br />

Genußmittel der tropischen Zone — Kaffee, Tee, Kakao, Bananen<br />

— unterliegen Importrestriktionen seitens der Industrieländer,<br />

die diese Güter mit Verbrauchssteuern in unterschiedlicher Höhe belasten<br />

52 . In Westdeutschland betrug z. B. die Zoll- und Steuerbelastung<br />

<strong>des</strong> Kaffees im Jahre 1960 123 % <strong>des</strong> Importwertes 53 . Nach<br />

GATT-Berechnungen würde die völlige Beseitigung dieser Belastung<br />

den Kaffeekonsum und damit die Einfuhr um 52 bis 78 °/o erhöhen 54 ,<br />

was für die Anbauländer, die mit einer säkularen Absatzkrise zu<br />

kämpfen haben, von großer ökonomischer Bedeutung wäre.<br />

hilfe, die es vor allem den USA ermöglicht, ihre Überschüsse politisch<br />

wirksam zu verwerten; vgl. Der Fischer-Welt-Almanach 1968, a.a.O., S. 305<br />

sowie Die Weltwirtschaft — Halbjahresschrift <strong>des</strong> Instituts für Weltwirtschaft<br />

an der Universität Kiel, 1967, H. 2, S. 31 und Cutajar, Franks: The<br />

Less Developed Countries ..., a.a.O., S. 144 f.<br />

50 Cutajar, Franks: The Less Developed Countries..., a.a.O., S.30, 92<br />

u. 110, sowie Prebisch-Report, a.a.O., S. 12 f.<br />

51 Cutajar, Franks: The Less Developed Countries ..., a.a.O., S. 111.<br />

52 Prebisch-Report, a.a.O., S. 13.<br />

53 Sieber, Hans: Die realen Austauschverhältnisse zwischen Entwicklungsländern<br />

und Industriestaaten. Eine Verifizierung der These Prebischs,<br />

Tübingen-Zürich 1968, S. 96. — Inzwischen hat sich die Steuerbelastung<br />

auf etwa 100 °/o <strong>des</strong> Importwertes verringert, Cutajar, Franks, a.a.O., S. 110.<br />

54 Zit. nach Sieber: Die realen Austauschverhältnisse ..., a.a.O., S. 96. —<br />

Die Auswirkungen von Zoll- und Steuererleichterungen lassen sich nur<br />

äußerst ungenau berechnen, da die Preiselastizität der Nachfrage zwar<br />

generell mit steigendem Pro-Kopf-Einkommen abnimmt, im übrigen aber<br />

bestimmt ist durch die von Land zu Land verschiedenen Konsumgewohnheiten.<br />

Macbean zitiert eine UNO-Untersuchung, derzufolge der Kaffeeverbrauch<br />

Westeuropas im Falle eines vollständigen Zoll- und Steuerabbaus<br />

nur um 11 °/o steigen würde (Kakao 8 %>, Bananen 5 %>); Macbean:<br />

Export Instability..., a.a.O., S. 329. Auch diese geringen Zuwachsraten<br />

würden die überwiegend monokulturellen Anbauländer binnen- wie außenwirtschaftlich<br />

spürbar entlasten.

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