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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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54 Hans-Georg Isenberg<br />

Während sich infolge eines Wandels der Produktionstechnik und<br />

der Organisation <strong>des</strong> Wirtschaftsprozesses in den Industrieländern<br />

die internationale Arbeitsteilung zwischen den Industrienationen<br />

veränderte und sich mittels in ihrem Interesse konzipierter Regeln<br />

<strong>des</strong> Welthandels (Reziprozitäts- und Meistbegünstigungsprinzip) ein<br />

zunehmend substitutiver Güteraustausch entwickelte, blieb die wirtschaftliche<br />

Funktionsteilung der Kolonialepoche, der komplementäre<br />

Güteraustausch (Rohstoffe und Nahrungsmittel gegen Industrieerzeugnisse)<br />

zwischen Entwicklungsländern und Industrieländern<br />

weiterbestehen 18 .<br />

Die Rationalisierung dieses Austauschverhältnisses durch die bürgerliche<br />

Theorie der komparativen Kosten 14 erweist sich für die Länder<br />

der Dritten Welt als Verschleierung von Profitinteressen. Das<br />

Hauptgewicht <strong>des</strong> internationalen Handels liegt auf dem Austausch<br />

von Industrieerzeugnissen, während der Anteil der Rohstoffe am<br />

Welthandel immer kleiner wird 15 . Als Ursachen dieser Entwicklung<br />

können genannt werden 16 :<br />

Kolonien und „Mutterländern" stellen die Währungszonen (Franc, Pfund<br />

Sterling) dar, die für die Entwicklungsländer nur <strong>des</strong>halb von Interesse<br />

sind, weil ihnen die Verbesserung der internationalen Liquidität kaum<br />

zugute kommt. Den imperialistischen Währungsagenturen Paris und<br />

London bieten sie die Möglichkeiten, auf die Umtauschverhältnisse der<br />

Währungen zu ihren Gunsten Einfluß zu nehmen und die Ausweitung <strong>des</strong><br />

sichtbaren und unsichtbaren Außenhandels der Mitgliedsländer <strong>des</strong> Pools<br />

mit Drittländern zu verhindern (vgl. Delivanis, D. J., Die internationale<br />

Liquidität, in: Untersuchungen über das Spar-, Giro- und Kreditwesen,<br />

Hrsg. F. Voigt, Bd. 27, Berlin 1965, S. 74 f.). Auch handelspolitische Präferenzsysteme,<br />

wie sie z. B. für die Länder der EWG und die ihr assoziierten<br />

afrikanischen Entwicklungsländer oder die Mitglieder der Währungszonen<br />

bestehen und die den Warenaustausch zwischen den betreffenden Ländern<br />

begünstigen (vgl. Neue Zürcher Zeitung v. 21. Oktober 1967, Bl. 10),<br />

schaffen Diskriminierungen für die nicht-einbezogenen Entwicklungsländer<br />

und damit Interessengegensätze, die den gegenseitigen interregionalen<br />

Handel der Länder der Dritten Welt behindern.<br />

13 Während der Anteil der Rohstoffe an der Ausfuhr der Industrieländer<br />

nur 30 °/o ausmacht, erreicht er mehr als 80 °/o der Ausfuhren der<br />

Entwicklungsländer (vgl. Handbuch der Entwicklungshilfe, III D 50,44. Lieferung,<br />

Dezember 1965, S. 1). Die 1965 von den OECD-Staaten aus Entwicklungsländern<br />

importierten Industriewaren machten lediglich 8,7 %><br />

der entsprechenden Gesamteinfuhr <strong>des</strong> OECD-Raumes aus. Vgl. Neue<br />

Zürcher Zeitung, v. 21. Oktober 1967, Bl. 10.<br />

14 Diese Theorie besagt, daß sich im internationalen Handel komparative<br />

Kostenvorteile, die sich nach dem vergleichsweisen Produktionsaufwand<br />

bestimmen, dadurch realisieren lassen, daß Güter aus Produktionsbzw.<br />

Extraktionsbereichen mit relativ höherer Produktivität gegen Güter,<br />

die mit geringerem Kostenaufwand im Ausland als im Inland produziert<br />

bzw. gewonnen werden können, ausgetauscht werden.<br />

15 Der Anteil der Industrieerzeugnisse am Welthandel erreichte 1965<br />

= 59 %> gegenüber 1953 = 45 o/o (Handbuch a.a.O., III D 43, 54. Lieferung,<br />

Februar 1967, S. 5). 1966 überschritt er die Grenze von 60 °/o. Vgl. Die Weltwirtschaft,<br />

Hrsg. E. Schneider, Heft 2, Tübingen 1967, S. 30.<br />

16 Vgl. Handbuch a.a.O., III D 30, 3, 33. Lieferung, November 1964, S. 17.

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