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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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Der Zusammenbruch 45<br />

oben verschieben. Allerdings werden in den ersten Jahren der Entwicklung<br />

gewisse Grenzen gesetzt.<br />

2. Der Beitrag der Landwirtschaft<br />

Gerade wegen der anfänglichen Kapitalknappheit hat die Landwirtschaft<br />

in einem „einseitigen Leistungsverhältnis" 34 die Hauptlast<br />

der Industrialisierung zu tragen. Sie muß so viel wie möglich Menschen<br />

für neu entstehende Industriebetriebe und arbeitsintensive<br />

Infrastrukturinvestitionen (s. u.) freimachen, gleichzeitig jedoch die<br />

Produktion in starkem Ausmaße steigern: einmal, um die Industrie<br />

mit Rohstoffen zu beliefern, und zum anderen, um die neue Industriearbeit'erschaft<br />

und die neu hinzukommende Bevölkerung mit<br />

Nahrungsmitteln zu versorgen. Bedenkt man, daß der leicht zugängige,<br />

fruchtbare Boden in fast allen Ländern schon ausgenutzt<br />

wird und zur Produktivitätssteigerung starke Investitionen in Form<br />

von Bewässerungsanlagen, Mechanisierung und Kunstdüngerfabriken<br />

notwendig sind 35 , so zeigt sich hier anscheinend ein neuer circulus<br />

vitiosus. Denn gerade diese Investitionsmittel sind ja knapp und sollen<br />

für den Aufbau der Industrie verwendet werden. Auch würde<br />

eine Erhöhung der Produktion kaum etwas nützen, da die Güter in<br />

die Städte transferiert werden müssen. Nicht die absolute landwirtschaftliche<br />

Produktion, sondern der „marketable output" ist entscheidend<br />

für den Industrialisierungsprozeß. Um das zu bewerkstelligen,<br />

ist eine Landreform unbedingte Vorbedingung.<br />

Jedoch zeigt sich hier wiederum ein Dilemma der traditionellen<br />

Entwicklungspolitik, das man als Widerspruch zwischen der sozialen<br />

und ökonomischen Funktion der Landreform bezeichnet hat 36 . Akzeptiert<br />

man Großbetriebe in Form von Plantagen (die betriebswirtschaftlich<br />

adäquat wären, aber keinen „Verbreiterungseffekt" ausüben<br />

und das Lohnniveau und damit die potentielle Nachfrage niedrig<br />

halten) oder Latifundien (in denen im allgemeinen allenfalls<br />

Reinvestitionen und damit kaum Produktionserweiterungen erfolgen,<br />

und die ausschließlich als Rentenquelle für die Feudalschichten<br />

dienen), so schafft diese Größenstruktur soziale Unruhen. Vollzieht<br />

man jedoch eine sozial ausreichende Landreform, so ist auch das<br />

keine ökonomisch sinnvolle Lösung wegen der viel zu geringen Betriebsgrößen<br />

und der Kapitalschwäche der Bauern 37 . Selbst wenn<br />

man jedoch dadurch eine Produktionssteigerung erreichen sollte, so<br />

wird man sicherlich nicht das Transferproblem lösen, da die landwirtschaftliche<br />

Angebotskurve notorisch unelastisch ist. Der Eigen-<br />

34 W. Hofmann: a.a.O., S. 299.<br />

35 F. Baade: Die Beziehungen zwischen Landwirtschaft und industrieller<br />

Entwicklung, in: Landwirtschaft und Industrialisierung in den Entwicklungsländern,<br />

Beihilfe zur Konjunkturpolitik 6, Berlin 1960, S. 20 ff.<br />

36 O. Schiller: Probleme der Landreform in Entwicklungsländern, in:<br />

W. Guth: Die Stellung der Landwirtschaft und Industrie im Wachstumsprozeß<br />

der Entwicklungsländer.<br />

37 Ch. Hof mann: Agrarreform als Voraussetzung für Wirtschaftsaufbau,<br />

in Guth a.a.O.

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