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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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Der Zusammenbruch 47<br />

ihre Situation „kann im wahrsten Sinne <strong>des</strong> Wortes als die einer<br />

Kriegswirtschaft bezeichnet werden" 39 . Der Entwicklungsprozeß dieser<br />

Länder muß gewissermaßen den umgekehrten Weg gehen: Er<br />

kann nicht spontan von der Konsumgüterindustrie her erfolgen,<br />

sondern muß von einem Zentrum aus geleitet werden, das — von<br />

einem sehr weiten Zeithorizont ausgehend — heute die Investitionsgüter<br />

produzieren läßt, die für eine in noch ziemlich weit entfernter<br />

Zukunft liegende Produktionsstruktur gebraucht werden. Das alte<br />

Modell kann den Status quo nur sehr langsam und graduell überschreiten.<br />

Das Modell der zentralgeleiteten, auf den Aufbau der<br />

Schwerindustrie orientierten Entwicklung kann ganze Entwicklungsabschnitte<br />

überspringen und zugleich alternative sozialistische Lebensformen<br />

herausbilden, indem es die Weichen für ein in der Zukunft<br />

liegen<strong>des</strong> sozialistisches Konsummodell stellt. Das wird zunächst<br />

die Produktion von solchen Investitionsgütern bedeuten, die<br />

selbst wieder zur Schaffung von Investitionsgütern verwendet<br />

werden.<br />

Der kürzeste Weg der Industrialisierung der Länder der Dritten<br />

Welt ist der Weg der höchstentwickelten Technik 40 . Sie haben eine<br />

leistungsfähige Schwerindustrie als Basis der zukünftigen Entwicklung<br />

aufzubauen. D. h., daß bei Investitionsentscheidungen nicht die<br />

neu zu schaffenden Arbeitsplätze die wesentlichste Rolle spielen<br />

können, sondern die Möglichkeit, „das Wachstumspotential" <strong>des</strong><br />

Wirtschaftssystems zu maximieren 41 .<br />

Diese Strategie bindet einen sehr großen Anteil der ohnehin relativ<br />

geringen investierbaren Ressourcen und könnte den lebensnotwendigen<br />

Konsum der Gesellschaft beeinträchtigen. Tatsächlich kam es<br />

z. B. im Laufe der russischen Industrialisierung (allerdings gegen<br />

den Plan) zu effektiven Kürzungen <strong>des</strong> Verbrauchs der Bevölkerung<br />

42 . Damit eine Wiederholung vermieden wird, wäre eine Phasenverschiebung<br />

<strong>des</strong> sowjetischen Modells notwendig: in den ersten<br />

Jahren müßte das Schwergewicht auf die Reorganisation und Ausstattung<br />

der Landwirtschaft gelegt werden. In der zweiten Periode<br />

müßte das Schwergewicht auf die chemische, besonders die Kunstdüngerindustrie,<br />

gelegt werden, damit die „chemische Revolution<br />

die Landwirtschaft erreicht und das Ernährungs- und Transferproblem<br />

endgültig gelöst ist" 42a . In der dritten Phase kann dann die<br />

nicht auf die Landwirtschaft orientierte Industrialisierung mit beschleunigtem<br />

Tempo vor sich gehen 43 .<br />

39 O. Lange, in: Political Economy of Socialism, zitiert von A. Nove:<br />

The Soviet Economy, London 1965, S. 152.<br />

40 W. Hofmann a.a.O., S. 303.<br />

41 M. Dobb: Wirtschaftliches Wachstum und unterentwickelte Länder,<br />

in: Kursbuch 6, Frankfurt/Main 1966, S. 154.<br />

42 Drs.: Soviet Eco Development since 1917, London 1966, Ch. 10—12.<br />

42a Fritz Baade, a.a.O.<br />

43 Die Strategie scheint zum erstenmal in Nordkorea angewandt worden<br />

zu sein. Vgl. J. Robinson: Korea 1964 a.a.O., S. 123 ff., und Ch. Bettelheim<br />

u. a. „Der Aufbau <strong>des</strong> Sozialismus in China", S. 32 ff.

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