02.03.2014 Aufrufe

Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

156 B esprechungen<br />

herrschaft (verschaffen), die ganz automatisch Israel auf seine bescheidenen<br />

Ausmaße und seine tatsächliche Rolle im Nahen Osten beschränken<br />

würde." (23)<br />

Renate Brückner (Frankfurt/Main)<br />

Aron, Raymond: De Gaulle, Israel et les Juifs, Plön,<br />

Paris 1968 (187 S., 15 F). Deutsch: Zeit <strong>des</strong> Argwohns. S. Fischer<br />

Verlag, Frankfurt/Main 1968 (188 S., br., 18,— DM).<br />

Zwei Adjektiva, von de Gaulle in bezug auf die Juden gebraucht,<br />

stürzten Raymond Aron in einen Gewissenskonflikt, aus dem er sich<br />

durch ein bitteres Pamphlet zu lösen sucht: „sûr de lui-même et dominateur"<br />

(selbstsicher und herrisch) sei das jüdische Volk immer gewesen,<br />

sagte der Präsident der französischen Republik in seiner<br />

Pressekonferenz vom 28. November 1967, im Rahmen seiner Kritik<br />

am Sechstagekrieg. — Der profilierte Mitarbeiter <strong>des</strong> „Figaro", ein<br />

Konservativer, sieht sich bestürzt vor ein unerträgliches Fragezeichen<br />

gestellt: verletzt ein französischer Jude (jüdischer Franzose?),<br />

der für Israel Sympathie bekundet, seine Treuepflicht gegenüber<br />

dem französischen Vaterland? Der Präsident dekretiert, nicht anders<br />

als Gomulka, es gebe keinen doppelten Treueid. Dem hierdurch gestellten<br />

Problem kann kein Deutscher, Franzose oder Pole jüdischer<br />

Abstammung ausweichen, seitdem Auschwitz Israel hervorgebracht<br />

hat.<br />

Ein Volk mittels zweier abschätziger Eigenschaftswörter zu charakterisieren,<br />

entspreche den Stereotypen der Nationalisten und<br />

Rassisten. Damit sei de Gaulle unter sein Niveau gesunken. Ja, damit<br />

habe er den „staatlichen Antisemitismus", wie er vor dem Massaker<br />

auch in Frankreich verbreitet war, wieder „salonfähig" (das<br />

deutsche Wort steht im französischen Text) gemacht, ein Antisemitismus,<br />

der gewiß nicht der Hitlersche ist. De Gaulle habe wissentlich<br />

und absichtlich eine neue Periode <strong>des</strong> Antisemitismus eröffnet;<br />

beginne auch nicht die Zeit der Verfolgung von neuem, so doch<br />

die <strong>des</strong> Übelwollens, der Verdächtigung. — Warum hat de Gaulle<br />

das getan? Raymond Aron ist ein Enttäuschter; aus dem Verehrer<br />

der staatsmännischen Kunst <strong>des</strong> Präsidenten ist ein Ankläger von<br />

<strong>des</strong>sen Machiavellismus geworden. Eines Machiavellismus, der<br />

nach Öl rieche. Die Israelis hätten sich der „Majestätsbeleidigung"<br />

schuldig gemacht, als sie sich gegen die tödliche Bedrohung zur Wehr<br />

setzten, ohne den Präsidenten um Erlaubnis zu fragen. Was denn<br />

de Gaulle ihnen geboten hätte, wären sie, mit oder ohne Krieg,<br />

unterlegen? Eine Pressekonferenz gewiß.<br />

Das neuerdings verhängte Waffenembargo gegen Israel bestätigt<br />

die Annahme <strong>des</strong> Verfassers, daß de Gaulies „renversement <strong>des</strong><br />

alliances" einem strategischen Konzept entspricht, und auch ohne die<br />

törichte Aktion Israels gegen den Flughafen von Beyrouth exekutiert<br />

worden wäre. Imperiale Positionen zurückgewinnen, mit allen damit<br />

verbundenen Annehmlichkeiten für das nationale Portefeuille, ist<br />

ein Motiv, gegen das der Hinweis auf Moral deplaciert ist. Diesen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!