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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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136 B esprechungen<br />

satz 1 . Diese, obgleich in der Regel planlos herbeigeführten Spaltungen<br />

der sozialen sowohl als der individuellen Identität freilich stellten<br />

naturgemäß nur die Vorbedingung dar für den Untergang <strong>des</strong><br />

traditionalen Unterbaus der Identität: Die Übertragung einer individualistischen<br />

Moral der Lebensführung und kapitalistischen Leistungsmoral<br />

im Zusammenhang mit der Aufpfropfung <strong>des</strong> Konkurrenzprinzips<br />

setzte erst eigentlich durch die Verbindung mit der Einführung<br />

<strong>des</strong> Geldlohns die Zerstörung <strong>des</strong> Solidaritätsprinzips und<br />

<strong>des</strong> Kollektivismus durch, von denen die alte agriculturale Subsistenzwirtschaft<br />

durchwaltet wurde 2 .<br />

Nach einem Blick auf die großen christlichen Religionsgemeinschaften<br />

(er richtet sich vor allem auf ihren offizielleren Teil, z. B.<br />

die sogenannten separatistischen Kirchen, und berührt nur beiläufig<br />

die älteren, eschatologisch-revolutionären Massenbewegungen) gibt<br />

der Verfasser an Hand einer größeren Zahl von Beispielen Einblick<br />

1 Die „Unterrichteten" zeigen, nach ihrer Rückkehr, in vielen Fällen<br />

Symptome von Paranoia. Auf Praktiken der Schwarzen Magie zurückgreifend,<br />

nahmen sie — prophylaktische Maßnahme — zu der gleichen<br />

Verhaltensweise ihre Zuflucht wie die, von denen sie sich für bedroht<br />

hielten. Das sprunghafte Ansteigen der witchcraft-Praktiken führt Grohs,<br />

im Anschluß an Debrunner, wegen seines Zusammenfallens mit der Einführung<br />

<strong>des</strong> Kapitalismus auf eine „pathologische Reaktion gegen eine<br />

,geld-zentrierte Wirtschaft' " zurück (80).<br />

2 Der Verfasser zieht die objektive Gewalt <strong>des</strong> ökonomischen Subjekts<br />

<strong>des</strong> Kolonialismus und <strong>des</strong> Neokolonialismus allerdings nur unzureichend<br />

in Betracht. Der neue Kolonialismus ist daher, zum Gegenstande eines sozialpsychologischen<br />

Mechanismus herabgesetzt und als ein manipulierbarer<br />

Aggressionsinhalt betrachtet, folgerichtig zu einem Zeichen geworden,<br />

gegen das die sozialen Spannungen abgelenkt werden: Er wird das Eigentum<br />

und ist das Attribut seiner Opfer. — In einem skizzenhaften Exkurs<br />

nimmt der Verfasser auch auf den Sklavenhandel Bezug. Dessen Subjekt<br />

und Objekt erscheinen in einem völlig veränderten bzw. in einem verkehrten<br />

Verhältnis. Die — einzige — Stelle lautet folgendermaßen: „Die Beziehungen<br />

zu den Aschanti (verschlechterten sich), [ ] die es immer schwieriger<br />

fanden, Sklaven zu exportieren und Waffen zu importieren." „Die<br />

Engländer versuchten vergeblich, mit den Aschanti Verträge zu schließen"<br />

(20). Seitdem das System <strong>des</strong> Ringhandels in<strong>des</strong> die Anerkennung <strong>des</strong> Menschenkaufes<br />

und -Verkaufes als <strong>des</strong> Prinzips der Etablierung von Handelsbeziehungen<br />

zwischen den Eingeborenen und europäischen Händlern seit<br />

dem 17. Jahrhundert erzwungen hatte, war das sozio-ökonomische Gefüge<br />

der Eingeborenen einem Prozeß fast völliger Erstarrung und, zunehmend,<br />

der Korruption ausgesetzt. Indem die Befolgung <strong>des</strong> (1807 durch Beschluß<br />

<strong>des</strong> Parlaments von England erlassenen) Verbots <strong>des</strong> Sklavenhandels<br />

die Zerschlagung <strong>des</strong> ökonomischen Fundamentes bedeutet und Verelendungen<br />

bewirkt hatte (weil die notorische Unterstützung, welche man<br />

den konservativen Kräften hatte angedeihen lassen, zur Folge hatte,<br />

daß eine Umstellung der Wirtschaft erst in den Blick gerückt wurde,<br />

als ihr die koloniale Eroberung auf den Fersen folgte), standen die Eingeborenen<br />

freilich unter dem Zwang, auf die Beibehaltung <strong>des</strong> Sklavenhandels<br />

zu pochen. Siehe Basil Davidson, Vom Sklavenhandel zur Kolonialisierung,<br />

Hamburg 1966. Vgl. audi meine Besprechung, in: Das Argument,<br />

Heft 45 (1967), S. 503 ff.

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