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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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IV. Soziale Bewegung und Politik 143<br />

und restaurativ empfundenen Tendenzen in der Bun<strong>des</strong>republik;<br />

. . . für die demokratische Ordnung, gegen Stalinismus und gegen<br />

Ulbricht."<br />

Dieser Katalog stammt von Alsheimer, der damit (13) seinen eigenen<br />

Bewußtseinsstand vor seiner Lehrzeit in Vietnam beschreibt —<br />

die Chronik der „Vietnamesischen Lehrjahre" bringt dann die<br />

Fakten bei, die zur Überwindung dieses Bewußtseins nötig waren.<br />

Es scheint mir ein Vorteil dieses Buches, daß es Bewußtsein nicht<br />

voraussetzt, sondern schaffen hilft, indem es beschreibt, wie Bewußtsein<br />

(<strong>des</strong> Autors) entstanden ist. Wie ein empfindsamer Reiseschriftsteller<br />

<strong>des</strong> 19. Jahrhunderts beginnend, vermittelt A. eine Fülle von<br />

konkret-sinnlichen Details, auf die die verdienstvollen sozio-ökonomischen<br />

Analysen und kurzen historischen Abrisse der sonstigen<br />

Vietnam-Literatur (etwa Steinhaus, Horlemann/Gäng etc.) verzichten<br />

mußten. (Sinnlich sollte hier nicht zu begrenzt verstanden werden:<br />

auf dem Gebiet der Sexualität scheint der Kolonialstandpunkt<br />

noch am wenigsten überwunden, sondern nurmehr romantisch revolutionär<br />

überglänzt — „revolutionäre Züge" in den Praktiken einer<br />

Prostituierten sähen vielleicht doch anders aus als die auf S. 108 ff.<br />

beschriebenen!)<br />

Nachdenkenswert sind Parallelen zwischen APO und buddhistischer<br />

Studentenbewegung, über deren Revolten es heißt: „Mit . . . der<br />

Dämonisierung der Vergangenheit, der Personalisierung der Gegenwart<br />

und der Mystifikation der Zukunft, hat sich der revolutionäre<br />

Elan der Jahre 1963—1965 schließlich zu Tode geritten" (237); oder:<br />

„Kurz, es wurde eine Art vorweggenommener Kulturrevolution<br />

praktiziert, oft dilettantisch, mit jugendlicher Unbeugsamkeit, aber mit<br />

demokratischer Begeisterung und einem Arbeitspensum bis zur völligen<br />

Erschöpfung. Aus Spontaneität geboren, unzureichend organisiert<br />

und ohne klares politisches Konzept, fand diese Revolte weder<br />

den inneren noch den äußeren Zusammenhalt, der ihr zum Siege<br />

hätte verhelfen können. Methodisches Vorgehen, Erfahrung, Ausdauer<br />

und Disziplin ließen sich nicht ersetzen, auch nicht durch die<br />

Flucht in die revolutionäre Gewalt, die manchmal der Angst vor der<br />

eigenen Courage entsprang." (276)<br />

Bewegungen dieser Art gelang zwar der Sturz Diems und seines<br />

Anhangs — aber in der Folge erwies sich das als Scheinerfolg, nicht<br />

zuletzt dank der amerikanischen Aktivitäten. A. notiert Gespräche<br />

mit Walt Rostow (200 ff.) und dem unter Nixon wieder in die offizielle<br />

Politik Washingtons zurückgekehrten Henry A. Kissinger (332 f.), die<br />

beide den gleichen Eindruck hinterließen: einen Schauder vor der<br />

naiven und unbeteiligten Art, mit der die Gesprächspartner die verschiedensten<br />

Möglichkeiten gedanklich durchspielten, „Sandkastenspiele<br />

für Giganten, die für Nationen und Kontinente unabsehbare Folgen<br />

haben konnten" — wobei die Interessen dieser Nationen und Kontinente<br />

natürlich aus dem Spiel bleiben. Die Frage ist „Can we win?"<br />

und „we" sind die USA.<br />

Mit welchen, oft als „wissenschaftlich" getarnten Methoden man<br />

zu gewinnen glaubte, darüber gibt besonders das letzte Drittel der

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