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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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I. Philosophie 111<br />

Schriften sind so ausgewählt und angeordnet, daß die sachlichen<br />

Motive, aus denen diese Philosophie stufenweise entsteht, evident<br />

werden. Die erste Stufe ist bei Peirce — als Resultat seiner Beschäftigung<br />

mit Kant — eine kritische Reflexion auf das traditionelle<br />

Erkenntnisschema, dem Piatonismus und Nominalismus in gleicher<br />

Weise verhaftet sind: auf das Gegenüber von rezipierender Subjektivität<br />

und ansichseiendem Gegenstand. Aus der Einsicht, daß dieses<br />

Schema selbst nur ein Modell der Selbstverständigung über die<br />

Möglichkeit von Erfahrung ist, entspringt der sinnkritische Ansatz<br />

<strong>des</strong> Philosophierens, der sich bei Peirce zunächst in dem Versuch<br />

konkretisiert zu ermitteln, was wir mit „Realität" meinen, wenn wir<br />

etwas real nennen (177, 32). In dieser Analyse entsteht die Einsicht<br />

in die konstitutive Bedeutung <strong>des</strong> inter subjektiven Konsensus und<br />

der praktischen Lebenszusammenhänge für die Erkenntnis und ihre<br />

Interpretation. Der Pragmatismus von Peirce unterwirft also nicht<br />

vorliegende Erkenntnisse nachträglich einem vorgegebenen außertheoretischen<br />

Legitimitätskriterium — etwa dem der technischen<br />

Verwertbarkeit oder der politisch-sozialen Nützlichkeit —, sondern<br />

er stellt den sozialen und praktischen Gehalt der geltenden Erkenntnisnormen<br />

und -formen selbst heraus: er entwickelt eine Philosophie,<br />

in der empirisch aufweisbare Handlungs- und Interaktionsstrukturen<br />

in ihrer transzendentalen Funktion sichtbar werden. Der<br />

Gelt'ungsgrund der Bedingungen a priori von Wissenschaft wird<br />

nicht mehr in einem „Bewußtsein überhaupt", sondern in dem realen<br />

Kommunikations- und Interaktionsgeflecht der Forschenden selbst<br />

aufgesucht. Die Peircesche Theorie hält sich damit in einem Indifferenzpunkt<br />

von theoretischer und praktischer Vernunft, wofür die<br />

Lehre von den Schlußformen als Modell dienen möge: Peirce zeigt<br />

zunächst in seiner Kritik der intuitiven Erkenntnis, daß alles Erkennen,<br />

auch das sinnliche, ein semiotischer Prozeß und darum in Wahrheit<br />

ein Schließen ist; die Schlußformen selbst aber werden von ihm<br />

später als Handlungsschemata weiterbestimmt, als Strukturen der<br />

praktisch-erfolgreichen Bewältigung der Welt (155 ff.; 94 ff.). Die<br />

Kantische Theorie der Kategorien als Verstan<strong>des</strong>handlungen wird<br />

von Peirce ins Empirische gewandt, aber nicht um den Preis eines<br />

bloßen Instrumentalismus im Sinne <strong>des</strong> antipragmatistischen Vorurteils.<br />

Durch die sinnkritische Analyse hindurch restituiert Peirce<br />

gerade eine positive Theorie <strong>des</strong> Apriori, der Universalien und der<br />

intersubjektiv verbindlichen Wahrheit. Der zentrale Bezugspunkt<br />

dieser Theorie ist aber nicht mehr ein metaphysisches Fundament,<br />

eine nur zu rezipierende Gegebenheit — die sinnkritische Analyse<br />

hat deren Funktionslosigkeit im realen Erkenntnisprozeß, der zu<br />

begreifen ist, erwiesen —, sondern die logische und systematische<br />

Übereinstimmung <strong>des</strong> wirklichen Subjekts dieses Prozesses mit sich<br />

selbst: der dauerhafte Konsensus der experimentierenden und interpretierenden<br />

Forschergemeinschaft. Dieser Konsens, als das Ziel<br />

der Erkenntnis bestimmt, tritt damit an die systematische Stelle der<br />

Ursprünge von Erkenntnis, die ihnen im traditionellen Legitimationsmodell<br />

zukam; er wird zum Kriterium eines nicht länger gene-

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