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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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<strong>Imperialismus</strong> und Entwicklungshilfe 51<br />

liehe und gesamtgesellschaftliche Zielsetzungen zu erzwingen" 4 . Solange<br />

sich die politisch und wirtschaftlich relevanten Interessengruppen<br />

der westlichen Industrienationen — so disparat ihre Interessen<br />

im einzelnen auch sein mögen — im Bestreben um Erhaltung<br />

<strong>des</strong> bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftssystems treffen, ist<br />

die Gefahr fundamentaler Funktionsunfähigkeit <strong>des</strong> kapitalistischen<br />

Systems in seiner gegenwärtigen Entwicklungsphase gebannt. Damit<br />

ist nicht das ökonomische Problem aufgehoben, profitable Verwendungsmöglichkeiten<br />

für den gesellschaftlichen Surplus finden zu<br />

müssen. So ist denn auch das Profitinteresse als eine Grundbedingung<br />

und bewegende Kraft <strong>des</strong> kapitalistischen Wirtschafts- und<br />

Gesellschaftssystems im gegenwärtigen <strong>Imperialismus</strong> aufbewahrt.<br />

Aber die durch ihn perpetuierten Ausbeutungs- und Überverteilungsbeziehungen<br />

zu den Ländern der Dritten Welt haben in dem<br />

Maße ihren Notwendigkeitscharakter für den Reproduktionsprozeß<br />

der kapitalistischen Volkswirtschaften verloren, in dem bedeutsamere<br />

Mechanismen der „Surplusabsorbierung" 5 in diesen Ländern<br />

selbst und im Austausch untereinander und mit den sozialistischen<br />

Industriestaaten installiert werden konnten.<br />

Für den gegenwärtigen <strong>Imperialismus</strong> läßt sich ein ökonomischer<br />

Bezug in zweifacher Weise aufzeigen: einmal ist er hergestellt durch<br />

das Interesse der privaten Wirtschaft, die — im Verhältnis zum<br />

Inland — höheren Profitchancen in den Ländern der Dritten Welt<br />

wahrzunehmen und das Bestreben, sich in den Prozeß der mit einer<br />

Industrialisierung der Entwicklungsländer zusammenhängenden<br />

Veränderung der weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung einzuschalten;<br />

zum anderen spiegelt er sich in dem mit Hilfe der Kooperations- und<br />

Verflechtungsbeziehungen zwischen staatlichen und privatwirtschaftlichen<br />

Bürokratien hergestellten Zugang der Großunternehmen<br />

zum politischen Entscheidungsprozeß der kapitalistischen Regierungen<br />

wider. Seine Begründung findet der gegenwärtige <strong>Imperialismus</strong><br />

aber auf der machtpolitisch-ideologischen Ebene. Die antagonistischen<br />

Industrienationen <strong>des</strong> Westens und Ostens, die nicht stark<br />

genug waren, einander zu verdrängen, haben im Zuge der Koexistenz<br />

die direkte Konfrontation durch eine Auseinandersetzung um militärische<br />

und politisch-strategische Einflußsphären in der Dritten Welt<br />

ersetzt. Um der Gefahr, kapitalistische Inseln in einer sozialistischen<br />

Umwelt zu werden, entgegenzuwirken, hat imperialistische Politik<br />

für die Erste Welt die Funktion, die Dritte Welt in wirtschaftlicher<br />

Abhängigkeit und unter politischer und militärischer Kontrolle zu<br />

4 Im Prozeß zunehmender Staatstätigkeit, anhaltender wirtschaftlicher<br />

Konzentration und zunehmender Kooperation zwischen den politischen<br />

und ökonomischen Machtträgern verliert der Markt- und Preismechanismus<br />

als regulatives Prinzip der kapitalistischen Wirtschaft an Bedeutung<br />

und wird tendenziell abgelöst durch Funktionsprinzipien zentraler Lenkung.<br />

5 Vgl. zu dieser Frage die Kapitel IV—VII in: Baran, P. A. und<br />

Sweezy, P. M., Monopolkapital. Ein Essay über die amerikanische Wirtschafts-<br />

und Gesellschaftsordnung, Frankfurt 1967.

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