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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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I. Philosophie 113<br />

gen noch bei der Lösung der „Lebensprobleme" (6.52) der Philosophie,<br />

und den „Philos. Untersuchungen" zufolge ist ja das Auftreten<br />

eines philosophischen Problems nichts anderes als das Indiz<br />

eines Verstoßes gegen die Regeln eines aktuellen Sprachspiels. In<br />

beiden Theorien wird, wie Schulz betont, die Reflexion zugunsten<br />

<strong>des</strong> Rekurses auf eine bloße Unmittelbarkeit aufgegeben. Damit geht<br />

eine behaviouristische Verdinglichung der Sprachvorgänge einher,<br />

in der für ein sich über sich und die Welt verständigen<strong>des</strong> Subjekt<br />

kein Raum mehr ist; Verstehen erscheint nur noch als regelkonformes<br />

Verhalten.<br />

Diese Interpretation besitzt den Vorzug eines skeptischen Gegengewichts<br />

gegen allzu optimistische Wiedererkennungsakte seitens<br />

der traditionellen Philosophie, in denen der antiphilosophische Stachel<br />

der Wittgensteinschen Überlegungen nicht' mehr registriert<br />

wird. Sicher darf nicht übersehen werden, in welchem Maße auch<br />

die „Philos. Untersuchungen" innerhalb <strong>des</strong> Positivismus verhaftet<br />

bleiben, so viel Kritik sie auch an ihm enthalten mögen. Darüber, ob<br />

dies einem „Hang" (106), der „Intention" (8) oder gar dem „Anliegen"<br />

(25) Wittgensteins zuzuschreiben ist, soll hier nicht' gerechtet<br />

werden; die Destruktion der transzendentalen Subjektivität als eines<br />

möglichen Gegenstan<strong>des</strong> <strong>des</strong> Philosophierens ist nicht das Resultat<br />

eines antiphilosophischen Destruktionstriebes, sondern eines langen<br />

Entmythologisierungsprozesses, der bei Kants These beginnt, daß die<br />

transzendentale Apperzeption ein X sei, über das sich nichts Inhaltliches<br />

aussagen lasse. Die Interpretationen von Schulz verbleiben<br />

völlig in der deutschen Tradition der Ich-Bewußtseins-Philosophie<br />

und verkennen darum notwendig die skeptischen Argumente, die<br />

Wittgensteins Schriften dagegensetzen. Dialektische und pragmatistische<br />

Kritik der Erkenntnistheorie demonstrierte lange vor Wittgenstein<br />

die Unmöglichkeit einer Theorie <strong>des</strong> Transzendentalen, die<br />

abgelöst wäre von der Analyse der Empirie, deren Bedingungen sie<br />

explizieren soll; Transzendentalphilosophie läßt sich nicht länger<br />

auf eine Theorie der Subjektivität beschränken (dagegen Schulz:<br />

15 ff.). Ist aber die Notwendigkeit einer materialen Ausweitung der<br />

transzendentalen Reflexion als notwendig erkannt, erweist sich die<br />

These, daß Wittgenstein nichts zu solcher Reflexion beigetragen habe,<br />

sondern nur deren Aufhebung intendiere, als dogmatisch. Einer solchen<br />

Interpretation liegt ferner eine Verwechslung <strong>des</strong> häufig polemisch<br />

artikulierten Selbstverständnisses dieser Philosophie mit<br />

ihrem expliziten Gehalt zugrunde. Der Hinweis darauf, daß Wittgenstein<br />

die Sprache zu einer ansichseienden, wie ein sich selbst<br />

regeln<strong>des</strong> System funktionierenden Faktizität verdinglicht, ist sicher<br />

legitim; aber eben dieser Faktizität kommt Wittgenstein zufolge<br />

selbst die transzendentale Funktion zu, Bedingung und Horizont<br />

der Selbst- und der Gegenstandserfahrung zu sein. Schulz hingegen<br />

operiert mit einem Dualismus von Subjekt und Objekt, Sprache und<br />

gegenständlicher Welt, der nicht zuletzt durch Wittgensteins sprachanalytische<br />

Untersuchungen als problematisch aufgewiesen wurde.<br />

Wenn man dies anerkennt, braucht man nicht gleichzeitig in eine

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