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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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IV. Soziale Bewegung und Politik 157<br />

keineswegs neuartigen. Vorgang glaubte Raymond Aron mit dem<br />

nicht ganz exakten Terminus „Machiavellismus" zu treffen.<br />

Auf dem Höhepunkt der Krise, im Juni 1967, erinnert der Verfasser,<br />

habe niemand gefragt, ob Israel im Recht sei; es war David<br />

im Kampf gegen Goliath. Heute bezweifelten viele die Berechtigung<br />

<strong>des</strong> biblischen Vergleichs. Nicht so der Verfasser: „Die Araber können<br />

viele Schlachten verlieren, und doch am Ende den Krieg gewinnen<br />

(sie verfügen über Zeit, Raum, Zahl); Israel würde Krieg und<br />

Leben verlieren, wenn es eine einzige Schlacht verlöre. David schlug<br />

zum drittenmal Goliath, bleibt aber David." Letzten En<strong>des</strong> sei, was<br />

de Gaulle den mit Israel sympathisierenden Juden Frankreichs vorwirft,<br />

ihr Glaube an das ewige Frankreich, Hüter der Menschenrechte;<br />

sie waren gewiß, gerade als Franzosen müßten sie sich der<br />

Bedrohten annehmen. Bitterer Kommentar: „Auch sie glaubten an<br />

den Weihnachtsmann."<br />

Das Pamphlet, das auch einige Zeitungsartikel <strong>des</strong> Verfassers zu<br />

dem gleichen Thema enthält, gipfelt in dem credo: „Ich war niemals<br />

Zionist, schon <strong>des</strong>halb, weil ich mich nicht als Jude fühle. Es erschien<br />

mir außerdem sehr wahrscheinlich, daß der Staat Israel schon durch<br />

seine Existenz zur Ursache eines endlosen Konflikts werden wird.<br />

Heute so wenig wie gestern bin ich bereit, die Politik der in Israel<br />

Regierenden — die nicht besser und nicht schlechter sind als andere<br />

Regierende — bedingungslos zu unterstützen. Aber ich weiß heute<br />

besser als gestern, daß die Möglichkeit der Zerstörung <strong>des</strong> Staates<br />

Israel, verbunden mit dem wahrscheinlichen Massaker seiner Bevölkerung,<br />

mich in der Tiefe meiner Seele berührt. In diesem Sinne<br />

gebe ich zu, daß ein Jude niemals absoluter Unbefangenheit fähig<br />

ist, wenn es sich um Israel handelt." — Der konservative Autor<br />

nimmt an, daß der Gewissenskonflikt auf der Linken noch schwerer<br />

sei.<br />

Bruno Frei (Wien)<br />

Missalla, Heinrich: „Gott mit uns" — Die deutsche katholische<br />

Kriegspredigt 1914 — 1918. Kösel-Verlag,<br />

München 1968 (144 S., kart., 8,80 DM).<br />

Eines der konkreten Ziele <strong>des</strong> kritischen deutschen Katholizismus<br />

ist die Ablösung der tradierten monologischen Predigt durch Gesprächsgottesdienste,<br />

zumin<strong>des</strong>t ihre Ergänzung durch die Diskussion<br />

in der Gemeinde. Diese Forderung entspringt der Erkenntnis, daß<br />

es eine unpolitische, abstrakt religiöse Verkündigung nicht gibt und<br />

daß auch der politische Gehalt der Predigt im Bewußtsein der Gläubigen<br />

bisher mit kirchlich-göttlicher Autorität ausgestattet und damit<br />

jeder inhaltlichen Prüfung entzogen ist.<br />

An dem in mancher Hinsicht extremen Fall katholischer Verkündigung<br />

im 1. Weltkrieg will M. exemplarisch zeigen, wie dieses<br />

Predigtverständnis der Gläubigen von der Kirche zugleich systematisch<br />

gefördert und hemmungslos ausgenutzt werden kann. In<br />

keinem der zahlreichen von ihm zitierten Texte findet sich der Versuch,<br />

religiöse und politische Aussage wenigstens formal zu trennen:

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