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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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<strong>Zur</strong> Frage der Abhängigkeit 89<br />

Aus einleuchtenden Gründen sind die gleichen Machtgruppen aber<br />

auch an einer unbehinderten Einfuhr von Nahrungsmitteln aus der<br />

Dritten Welt (wie auch aus anderen Industrieländern) interessiert:<br />

1. Je höher die Rohstoff ausfuhren aus den Entwicklungsländern,<br />

<strong>des</strong>to größer sind deren Einfuhrmöglichkeiten für Industrieerzeugnisse.<br />

*<br />

2. Die Einfuhr billiger Nahrungsmittel durch die Industrieländer<br />

verhindert bzw. begrenzt das Ansteigen der Lebenshaltungskosten<br />

der Lohnabhängigen. Hieraus ergibt sich ein doppelter Vorteil für<br />

die Industrie:<br />

a) Der systemimmanent geführte Lohnkampf der Gewerkschaften<br />

verliert ein wesentliches Argument 62 .<br />

b) Ein größerer Teil der Masseneinkommen kann für industrielle<br />

Konsumgüter verwendet werden.<br />

Daß der bürgerliche Staat die Interessen der Bauern trotzdem so<br />

konsequent schützt 63 , ist allein aus seiner Aufgabe zu verstehen, die<br />

Stabilität <strong>des</strong> Gesamtsystems zu erhalten. Die Proletarisierung der<br />

Landbevölkerung würde nicht nur bürgerkriegsähnliche Konflikte<br />

hervorrufen, sondern das Übergewicht der bürgerlichen Parteien zugunsten<br />

der sozialdemokratischen (in Westdeutschland und Großbritannien)<br />

oder der kommunistischen Parteien (in Italien und Frankreich)<br />

beseitigen 64 . Um dieser die Herrschaft <strong>des</strong> Kapitals zumin<strong>des</strong>t<br />

erschwerenden Entwicklung vorzubeugen, sind die Konzerne bereit,<br />

auf die Durchsetzung von Profitinteressen partiell zu verzichten.<br />

Die entwicklungshemmenden Auswirkungen der kapitalistischen<br />

Importpolitik auf die Dritte Welt treten besonders deutlich im Bereich<br />

der Basismetalle in Erscheinung. Diese weisen zwar unter allen<br />

Warengruppen der SITC-Kategorie „manufactures" die geringste<br />

Zollbelastung auf 65 , jedoch ist diese ebenfalls nach dem Verarbeitungsgrad<br />

gestaffelt, so daß der erste Schritt der Industrialisierung,<br />

nämlich die Verarbeitung der eigenen Erze zum Halbfabrikat mit<br />

von Periode zu Periode steigender Wertschöpfung, in den Entwicklungsländern<br />

erschwert, meistens sogar völlig verhindert wird.<br />

Mouzon schreibt: „Die zollfreie Einfuhr <strong>des</strong> Erzes und die Belastung<br />

62 Die gewerkschaftliche Lohnpolitik orientiert sich fast ausschließlich<br />

am Index der Lebenshaltungskosten und am Produktivitätsfortschritt der<br />

Industrie.<br />

63 Gemeint sind hier natürlich nicht die objektiven Interessen der<br />

kleinen Bauern, denen — zumin<strong>des</strong>t im Bereich der Basis — am ehesten<br />

eine Kollektivierung nach dem Vorbild der DDR entsprechen würde. Aber<br />

schon die Erwähnung dieser Alternative ist in den kapitalistischen Ländern,<br />

vor allem in Westdeutschland vollkommen tabuisiert.<br />

64 Auch nach dem Übergang der SPD vom Revisionismus zum auf jede<br />

Theorie bewußt verzichtenden Opportunismus bleibt es für das Kapital<br />

sicherer, die Machtmittel seines Staates in den Händen von Parteien zu<br />

wissen, die es unmittelbar beherrscht und deren systemerhaltende Rolle<br />

nicht durch die Massenmitgliedschaft Lohnabhängiger und den Einfluß<br />

der kritischen Intelligenz potentiell gefährdet ist.<br />

65 Maizels: Industrial Growth..., a.a.O., S. 179 u. S. 411.

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